Abhängig von Energieimporten
Infografik Nr. 370437
Deutschland deckt weniger als ein Drittel seiner Energieversorgung aus heimischen Quellen, beim Rest ist es auf Importe angewiesen. Die Risiken einer derart starken Abhängigkeit waren schon vor dem russischen Überfall auf die Ukraine erkennbar, denn ein großer Teil der Lieferquellen befindet sich in politisch instabilen Regionen und steht oft unter der Kontrolle autokratisch regierter Staaten. Hinzu kommen lange Lieferwege, die im Krisenfall schwer zu schützen sind, und eine wachsende Konkurrenz um die knappen Energierohstoffe, die weitere Preissprünge erwarten lässt. Mit dem Ausfall Russlands als verlässlicher Handelspartner stellt sich die Frage der Energieabhängigkeit aber dringlicher denn je.
Im Jahr 2021, bevor Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, wurden in Deutschland rund 71 % des gesamten Primärenergieverbrauchs durch Einfuhren sichergestellt, nur 29 % stammten aus inländischer Gewinnung – das zeigen die Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Bei der Versorgung mit ● Mineralöl, das ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs abdeckte, war die Bundesrepublik fast ganz (zu 98 %) vom Ausland abhängig. Auch das ● Erdgas als zweitwichtigster Energieträger auf dem deutschen Markt kam zum weit überwiegenden Teil (95 %) aus dem Ausland, wobei hier die Abhängigkeit von Russland am größten war. Denn der Löwenanteil der Erdgasimporte kam auch 2021 aus den Lagerstätten in Sibirien, nur ein geringer Teil der Versorgung stammte aus Erdgasquellen in der Nordsee. Künftig soll der Gasbedarf zunehmend aus anderen Ländern und über Flüssiggasimporte gedeckt werden. Dazu ist der Bau mehrerer Flüssiggasterminals geplant.
Bei der Versorgung mit ● Kernbrennstoffen ist Deutschland vollständig auf Importe angewiesen. Die Bedeutung dieses Energieträgers wird sich aber nach dem endgültigen Atomausstieg verringern. ● Steinkohle steht in Deutschland theoretisch unbegrenzt zur Verfügung, doch seit dem Ende des inländischen Steinkohleabbaus 2018 ist die Bundesrepublik auch bei diesem Energieträger zu 100% von Einfuhren abhängig. Bei der ● Braunkohle dagegen stützt sich Deutschland vollständig auf inländische Quellen. Bis spätestens 2038 will die Bundesrepublik ganz aus der Kohleverstromung aussteigen – dann soll auch keine Importkohle mehr verfeuert werden.
Damit ist eine Reduzierung der Energieimportabhängigkeit nur durch den Ausbau der erneuerbaren Energien zu realisieren. Deren Anteil am Primärenergieverbrauch lag 2021 aber bei gerade einmal 16 %. Eine Lösung aus bestehenden Abhängigkeiten wird also enorme Anstrengungen erfordern.
Ausgabe: | 11/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |