Kriminalität von Zuwanderern
Infografik Nr. 131130
Kaum ein Thema treibt rechtspopulistischen Parteien in Europa mehr Anhänger zu als die angeblich wachsende Kriminalität durch Zuwanderer. Mobilisierend wirken dabei weniger Sachargumente als vielmehr der Appell an Bauchgefühle, bei denen Fremdenangst oder gar Fremdenhass eine wesentliche Rolle spielt. Um die Debatte zu versachlichen und auf eine möglichst solide Datenbasis zu stellen, erfasst die Polizeiliche Kriminalstatistik seit 2015, dem Jahr der sogenannten „Flüchtlingswelle“, gesonderte Daten zur Kriminalität von Zuwanderern. „Zuwanderer“ nach Definition der Statistik sind dabei Menschen, die als Asylbewerber, Asyl- und Schutzberechtigte, Kontingentflüchtlinge, Geduldete oder mit illegalem Aufenthalt in Deutschland leben; außer den beiden letztgenannten handelt sich um Personengruppen, die umgangssprachlich als „Flüchtlinge“ bezeichnet werden. Tatsächlich zeigt die Statistik: Ab dem Jahr 2016 stieg der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an allen Tatverdächtigen zunächst an, nämlich von 5,7 auf 8,6 %, nahm seither aber nahezu beständig ab. 2021 lag er mit 7,1 % allerdings immer noch über dem Niveau von 2015. Die Täter waren überwiegend (zu 86 %) männlich und meist (zu 58 %) zwischen 18 und 30 Jahren alt. Unter den Straftaten ragten Rohheitsdelikte, insbesondere Körperverletzung heraus, außerdem Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie Diebstähle. Auffallende Unterschiede zeigten sich bei den Herkunftsländern: Die meisten Zuwanderer kamen 2021 aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, doch deren Anteil an allen tatverdächtigen Zuwanderern ist deutlich kleiner als ihr Anteil an allen Asylsuchenden. Das Gegenteil trifft etwa für Zuwanderer aus Nigeria, Algerien, Marokko oder Georgien zu: Sie traten überproportional zu ihrem Anteil an den Asylsuchenden kriminell in Erscheinung.
So weit die nackten Zahlen. Aber was lässt sich daraus ableiten? Allzu oft wird das Klischee vom gewaltorientierten und auf einen aggressiven Ehrbegriff fixierten jungen Orientalen bedient. Doch derart simpel sind die Zusammenhänge nicht. Die kriminologische Forschung geht von einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren aus. Zunächst handelt es sich bei den Zuwanderern nicht um einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung in den Herkunftsländern: Oft sind es junge Männer, die auch unter Deutschen überproportional häufig straffällig werden, und nicht selten haben die Zugewanderten in ihrer Heimat selbst Gewalt erfahren. Hinzu kommt Perspektivlosigkeit, was zum Teil auch die höhere Straffälligkeit von Nord - afrikanern im Vergleich zu Syrern oder Afghanen erklärt. Während letztere nämlich meist als Flüchtlinge anerkannt werden und gute Chancen auf ein Bleiberecht haben, müssen Zuwanderer aus Algerien oder Marokko damit rechnen, früher oder später ohnehin abgeschoben zu werden.
Ausgabe: | 11/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |