Antisemitismus in Deutschland
Infografik Nr. 132165
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Die seit der Frühzeit des Christentums zu beobachtende Judenfeindschaft war anfänglich religiös motiviert und speiste sich u.a. aus der pauschalen Schuldzuweisung an die Juden als Mörder Jesu. Im Mittelalter traten verschiedene Formen sozialer Ausgrenzung hinzu: Da den Juden der Zugang zum Handwerk verwehrt war, sie anders als Christen aber nicht dem Zinsverbot unterlagen, wichen sie auf Handel und Geldverleih aus, wofür sie wiederum als „Wucherer“ geächtet wurden. Im 19. Jh. entwickelte sich ein politischer Antisemitismus, der rassistische Anschauungen vertrat und die Theorie einer jüdischen „Weltverschwörung“ in Umlauf setzte, nach der ein global vernetztes Judentum im Geheimen die Weltpolitik lenke. In Europa waren solche Theorien zu Beginn des 20. Jh. weit verbreitet. Auf sie bezog sich auch der nationalsozialistische Antisemitismus, der im industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden gipfelte.
Im Vergleich dazu sind offen antisemitische Einstellungen in Deutschland heute ein gesellschaftliches Randphänomen. Subtilere Formen sind aber weiterhin verbreitet. Eine vom Bundestag in Auftrag gegebene Studie des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus aus dem Jahr 2017 unterscheidet drei Formen antisemitischer Einstellungen: • Der klassische Antisemitismus kreist um die Kernaussage, Juden hätten „zu viel Einfluss in der Welt“. Derartigen Äußerungen stimmten 2016 laut repräsentativen Umfragen nur noch 5 % der Befragten zu. Deutlich stärker verbreitet sind Argumentationsmuster eines • sekundären Antisemitismus, der behauptet, Juden nutzten ihre Opferrolle im Holocaust aus, und der häufig fordert, einen „Schlussstrich“ unter die Auseinandersetzung mit diesem Thema zu ziehen. Solchen Aussagen stimmt immer noch ein Viertel der Befragten (26 %) eindeutig zu. Typische Äußerungen eines • israelbezogenen Antisemitismus, in denen Kritik an Israel mit antijüdischen Stereotypen aufgeladen wird, fanden sogar bei 40 % der Befragten Zustimmung.
Antisemitische Straftaten erfasst das Bundeskriminalamt als „politisch motivierte Kriminalität“ bzw. in der Unterform „Hasskriminalität“. Sie reichen von Propaganda über Beleidigungen bis hin zu körperlichen Angriffen. Die Zahl solcher Straftaten schwankt zwischen rund 1 300 und 2 000 pro Jahr, Gewalttaten machen einen relativ geringen Teil davon aus. Einzelne Ereignisse ragen aber heraus, so der Anschlag von Halle (Saale) vom 9.10.2019, als ein Rechtsextremist zwei Menschen vor einer Synagoge erschoss, nachdem er vergeblich versucht hatte, in das Gebetshaus einzudringen und dort einen Massenmord zu verüben. Aus dem Rechtsextremismus heraus werden die weitaus meisten antisemitischen Straftaten verübt.
Ausgabe: | 07/2020 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |
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