Internationaler Terrorismus
Infografik Nr. 621191
Vorläufer des modernen Terrorismus finden sich bereits im 19. Jahrhundert. Ab den 1880er Jahren verübten russische Anarchisten gezielt Attentate auf Entscheidungsträger des Zarenreiches. Diesem Vo ...
Vorläufer des modernen Terrorismus finden sich bereits im 19. Jahrhundert. Ab den 1880er Jahren verübten russische Anarchisten gezielt Attentate auf Entscheidungsträger des Zarenreiches. Diesem Vorbild folgten auch oppositionelle Gruppen in anderen Ländern. Eine weite Verbreitung fanden terroristische Taktiken dann in den Entkolonialisierungskriegen der 1950er und 1960er Jahre, wo sie meist flankierend zur Guerillakriegsführung gegen die jeweilige Kolonialmacht eingesetzt wurden. Die Internationalisierung des Terrorismus begann jedoch erst in den 1970er Jahren mit dem Aufkommen weltweit agierender Terror-Organisationen. Für die Zeit ab 1970 hat das Forschungsprojekt START an der Universität Maryland eine umfangreiche Datenbank terroristischer Angriffe erstellt, die Global Terrorism Database (GTD). Diese erfasst terroristische Aktionen anhand bestimmter Merkmale: Die Tat muss Gewalt oder deren Androhung beinhalten, und bei den Tätern muss es sich um nicht-staatliche Akteure handeln. Außerdem müssen mindestens zwei von drei Kriterien zutreffen: • Mit dem Angriff werden politische, ökonomische, religiöse oder soziale Ziele verfolgt; • es wird eine Botschaft an ein breiteres Publikum jenseits der unmittelbaren Opfer ausgesandt, z.B. zur Einschüchterung des Gegners oder zur Mobilisierung potenzieller Anhänger; • die Aktion verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht (insbesondere durch gezielte Angriffe auf Zivilisten).
In den Daten der GTD spiegelt sich die Internationalisierung des Terrorismus ab den 1970er Jahren, ablesbar an der Zunahme terroristischer Angriffe rund um die Welt. Eine Vorreiterrolle für andere Terrorgruppen spielte dabei die palästinensische PLO, die sich nach dem Sechs-Tage-Krieg (1967) auf weltweite Terroraktionen gegen Israelis verlegte. Während die PLO vorrangig nationalistische Ziele verfolgte, dominierten in den 1970er und 1980er Jahren, im Schatten des Ost-West-Konfliktes, linksterroristische Gruppen. Ihre Aktivitäten konzentrierten sich auf West-Europa und Lateinamerika – so im Fall der deutschen RAF oder der Roten Brigaden in Italien bzw. der FARC in Kolumbien oder der Tupamaros in Uruguay.
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts verdrängte der islamistische Terrorismus allmählich den Linksterrorismus. Statistisch schlägt sich dies in einer Verschiebung der regionalen Schwerpunkte nieder: Fand noch in den 1990er Jahren rund ein Viertel der Angriffe in Lateinamerika statt, so konzentrieren sie sich seit der Jahrtausendwende eindeutig auf die islamische Welt: auf Nordafrika, den Nahen Osten und Südasien. Da islamistische Terroristen in der Regel versuchen, über möglichst hohe Opferzahlen maximale Aufmerksamkeit zu erreichen, stieg auch die Zahl der Todesopfer pro Anschlag.
Ausgabe: | 09/2017 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |