Routen der illegalen Einwanderung in die EU
Infografik Nr. 708071
Jedes Jahr verlassen Tausende Menschen ihre Heimat, weil sie sich in der EU ein besseres Leben oder eine Zuflucht vor Krieg und Verfolgung erhoffen. 2015, im Jahr der „Flüchtlingskrise“, stieg die Zahl der Asylanträge in der EU sprunghaft auf nahezu 1,3 Mio, angetrieben vor allem vom syrischen Bürgerkrieg. Politische Abschottungsmaßnahmen ließen diese Zahl stark absinken, 2021 lag sie bei nur noch 0,6 Mio. Dieser an den Asylanträgen ablesbare Rückgang des Migrationsdrucks geht einher mit einer Abnahme der illegalen Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen: 2015 registrierte die europäische Grenzsicherungsagentur Frontex über 1,8 Mio unerlaubte Grenzübertritte, 2021 waren es rund 200 000.
Der am häufigsten genutzte Weg war 2021 die zentrale Mittelmeer-Route von Nordafrika nach Italien. Hier wurde rund ein Drittel aller illegalen Grenzübertritte registriert, nämlich fast 68 000. Wichtigster Knotenpunkt auf dieser Route war lange das Bürgerkriegsland Libyen. Verstärkte Patrouillen der libyschen Küstenwache und Misshandlungen von Migranten seitens libyscher Milizen führten jedoch zu einer Verlagerung nach Tunesien. Die meisten Migranten im zentralen Mittelmeer stammten 2021 aus Tunesien und Ägypten. Auch im westlichen Mittelmeer stellten Nordafrikaner, dort öfter aus Algerien und Marokko, die größte Gruppe der Aufgegriffenen. Immer stärker genutzt wird die westafrikanische Route. Ihr Ziel sind die zum EU-Land Spanien gehörigen Kanarischen Inseln, verbunden mit einer gefährlichen Seereise von der afrikanischen Küste aus. Diese Route wählen vor allem Migranten aus Afrika südlich der Sahara, aber auch Marokkaner. Im östlichen Mittelmeer, wo 2015 noch fast 900 000 illegale Grenzübertritte registriert wurden, sanken die Zahlen infolge des EU-Türkei-Abkommens vom März 2016: Seitdem nimmt die Türkei Asylsuchende, die von ihrem Territorium aus nach Griechenland gelangt sind, wieder zurück. Hinzu kommt, dass die inselreiche Ägäis leichter zu kontrollieren ist als die hohe See im zentralen Mittelmeer.
Ein deutlicher Rückgang war zeitweise auch auf der Route über den westlichen Balkan zu beobachten. 2015 zählte Frontex hier rund 764 000 illegale Grenzübertritte. Dann aber zogen mehrere Balkanländer Grenzzäune hoch und verstärkten ihre Kontrollen. Bis 2018 sank die Zahl der Übertritte auf knapp 6 000. Ab 2020 stiegen die Zahlen wieder, und 2021 registrierte Frontex über 60000 illegale Grenzübertritte, die meisten von Personen, die schon mehrere gescheiterte Versuche hinter sich hatten. Die größten Gruppen darunter bildeten Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Die illegale Zuwanderung über die östliche Landgrenze verstärkte sich 2021, als Belarus mithilfe der Migranten Druck auf die EU auszuüben versuchte.
Ausgabe: | 04/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |