Sunniten und Schiiten im Nahen Osten
Infografik Nr. 872278
Sunniten und Schiiten im Nahen Osten
Der Gegensatz zwischen Sunniten und Schiiten reicht bis in die Anfangszeit des Islam zurück. Er entzündete sich bereits im 7. Jahrhun ...
Sunniten und Schiiten im Nahen Osten
Der Gegensatz zwischen Sunniten und Schiiten reicht bis in die Anfangszeit des Islam zurück. Er entzündete sich bereits im 7. Jahrhundert am Streit um die Nachfolge des Propheten Mohammed. Auch heute noch spielen die konfessionellen Spannungen zwischen Sunniten (ca. 90% der Muslime) und Schiiten (ca. 10%) eine bedeutende Rolle bei den Konflikten im Nahen Osten. Dabei geht es nicht in erster Linie um religiös-inhaltliche Gegensätze; vielmehr werden konfessionelle Zugehörigkeiten von den Akteuren in der Region für ihre (geo-)politischen Interessen instrumentalisiert.
Den größeren regionalen Rahmen der konfessionell aufgeladenen Konflikte bildet die Rivalität zwischen dem schiitischen Iran und den sunnitischen Golfmonarchien, insbesondere Saudi-Arabien. Seit der Revolution im Iran (1979), die in ihrer Stoßrichtung gegen den Schah auch eine antimonarchische Komponente hatte, fürchten die Golfmonarchien den „Export“ der Revolution in ihre eigenen Länder, zumal in Kuwait, Katar und Saudi-Arabien bedeutende schiitische Minderheiten leben. In Bahrain kam es ab 2011 zu Protesten der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung gegen das sunnitische Königshaus. Als Drahtzieher beschuldigte Bahrain den Iran. Verschärft wird die konfessionelle Lagerbildung dadurch, dass die USA im Bestreben, den Iran einzudämmen, die Golfstaaten und Saudi-Arabien unterstützen.
Die USA beeinflussten die regionale Machtbalance ungewollt auch durch den Sturz des sunnitischen Baath-Regimes im Irak (2003): In der Folge gelangte nämlich die bislang unterdrückte schiitische Bevölkerungsmehrheit an die Macht und der Iran gewann über die neue schiitische Regierung an Einfluss in dem Land.
Bei den sunnitischen Herrscherhäusern weckte das die Furcht vor einem „schiitischen Halbmond“, der über Irak und Syrien bis in den Libanon reiche. Denn das Assad-Regime in Syrien ist Verbündeter des Iran und stützt seine Macht auf die alawitische Minderheit, eine Abspaltung des schiitischen Islam. Die sunnitischen Rebellen in Syrien werden hingegen von Saudi-Arabien und Katar unterstützt. Vor diesem Hintergrund kann der syrische Bürgerkrieg auch als Stellvertreterkrieg zwischen den Golfmonarchien und Iran verstanden werden. Auswirkungen hat der Krieg in Syrien zudem auf den benachbarten Libanon. Die schiitische und mit Iran verbündete Hisbollah unterstützt das Assad-Regime und wird dafür von libanesischen Sunniten angefeindet. Das birgt besondere Sprengkraft, weil die politische Stabilität des Libanon auf einem fragilen Ausgleich zwischen den verschiedenen Konfessionen im Land beruht.
Ausgabe: | 01/2014 |
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Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |