Indiens Wachstum
Infografik Nr. 874702
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Im Windschatten Chinas entwickelt sich auch Indien zu einer wirtschaftlichen Großmacht. Die Grundlagen dafür wurden Anfang der 1990er Jahre durch Reformen vor allem der Finanz-, Zins- und Handelspolitik geschaffen. Seitdem hat sich die reale Wirtschaftsleistung des Landes beinahe versechsfacht. Gemessen am kaufkraftgewichteten Bruttonationaleinkommen rangiert es inzwischen an dritter Stelle in der Welt (nach den USA und China). Seiner Bevölkerung nach ist es mit rund 1,4 Milliarden Menschen das zweitgrößte Land der Erde und wird China voraussichtlich 2027 den ersten Rang ablaufen. Als ein führendes Schwellenland nimmt es an den Beratungen und Entscheidungen der G-20-Staaten teil.
Der wirtschaftliche Aufstieg Indiens stützt sich anders als in China auf ein breites Fundament privater Unternehmen, nicht auf staatliche Lenkung. Mit bestimmten Produkten – z.B. Software-Dienstleistungen, Pharmazeutika, Kfz-Bauteilen, Textilien – gelang Indien auch der Zugang zum Weltmarkt. Trotz der allmählichen Integration in den Welthandel konzentrieren sich die wirtschaftlichen Aktivitäten aber nach wie vor auf den Binnenmarkt. Wurde der Aufbruch der 1990er Jahre vor allem vom privaten Konsum getragen, so erwiesen sich in den Jahren 2003-2008 die Investitionen als treibende Kraft. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise führte 2009 zu einem tiefen Einbruch, doch in den Jahren danach nahm Indiens Wirtschaft langsam wieder Fahrt auf, wenn auch zuletzt mit abflachender Tendenz. Hemmschuhe sind u.a. die Schwäche der Exportwirtschaft und der privaten Investitionen, die sich seit der Krise 2009 nicht erholten.
Doch die Probleme Indiens reichen tiefer. So befindet sich die Infrastruktur, vom Verkehrswesen über Energie- und Wasserversorgung bis zum Gesundheits- und Bildungswesen, in einem kläglichen Zustand. Verwaltung und Rechtswesen werden einer aufstrebenden Wirtschaftsmacht nicht gerecht; Korruption ist allgegenwärtig. Zwar rechnet sich Indien die Altersstruktur seiner Bevölkerung mit einem hohen Anteil arbeitsfähiger jüngerer Menschen als Vorteil gegenüber den Industrieländern und China an. Doch fehlt es den meisten dieser Nachwuchskräfte an beruflicher Qualifikation. Wie in anderen Schwellenländern vollzieht sich auch in Indien eine asymmetrische Entwicklung, die sozialen Zündstoff birgt. Die Landwirtschaft, in der noch immer jeder Zweite beschäftigt ist, bleibt weit hinter der Industrie und den Dienstleistungen zurück. So wächst die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen modernen Wirtschaftszentren und dem übrigen Land. Zwar ist der Anteil der Menschen in extremer Armut deutlich zurückgegangen (von 46 % Mitte der 1990er Jahre auf geschätzte 13 %), aber noch immer leben in Indien etwa 180 Mio Arme.
Ausgabe: | 12/2019 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |
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