Übersterblichkeit durch COVID-19

Übersterblichkeit durch COVID-19

Infografik Nr. 707158

Genaue Zahlen über die Opfer der Corona-Pandemie fehlen. Aber wenn in einem Monat mehr Menschen sterben als in einem „normalen“ Vergleichszeitraum, kann man diese Übersterblichkeit dem Corona-Virus zuschreiben. Sehen Sie, welche Wellen mit erhöhten Todeszahlen über die EU-Länder hinwegzogen!

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Anfang März 2020 schien die Bedrohung durch das neuartige Corona-Virus, das von China aus in andere Weltregionen vordrang, noch leicht beherrschbar. In der gesamten EU gab es zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 2 100 bestätigte Krankheitsfälle. Aber schon am 11. März wurde die durch das Virus ausgelöste Krankheit COVID-19 von der Weltgesundheitsorganisation zur Pandemie erklärt. Tatsächlich durchlief die EU im März und April die erste Infektionswelle. Bis zum 1. Mai 2020 zählte man EU-weit bereits fast 1 Million Ansteckungen mit Corona. Im norditalienischen Bergamo, einem frühen Hotspot der Corona-Pandemie spielten sich im März schon dramatische Szenen ab, als die Todesfälle durch COVID sich häuften.

Wie das Infektionsgeschehen zwangsläufig unvollständig erfasst wurde, weil nur die bestätigten Fälle zählten, waren aber auch die Todesfolgen der Pandemie nicht in vollem Umfang erkennbar. Manche Behörden registrierten alle Toten, die an und mit Corona gestorben waren, als COVID-Opfer; andere zählten nur diejenigen Fälle, in denen COVID als maßgebliche Todesursache nachgewiesen wurde. Ein internationaler Vergleich der Sterbedaten war und ist deshalb nur eingeschränkt möglich.

Um das tödliche Ausmaß der Pandemie zu erfassen, bietet sich deshalb ein anderes Verfahren an: Es vergleicht die während der Corona-Pandemie monatlich registrierten Todesfälle – unabhängig von der Todesursache – mit der im gleichen Zeitraum „normalerweise“ zu erwartenden Sterblichkeit. Als Vergleichsbasis dienen dabei die entsprechenden Monatsdurchschnitte der Jahre 2016-2019. Wie sich zeigt, gab es in der EU von März 2020 bis April 2022 vier Wellen überhöhter Sterblichkeit. Diese erreichten ihre Gipfel im März 2020, im November 2020, im April 2021 und im November 2021. Dabei gingen die Sterbefälle im November 2020 EU-weit um 40 % über den Durchschnitt der Jahre 2016-2019 hinaus.

Allerdings gab es große Unterschiede zwischen den EU-Ländern, was den zeitlichen Verlauf und die Abweichungen vom Normalmaß angeht. Sehr früh wurden Italien, Spanien und Frankreich getroffen, Spanien im April 2020 mit einer Übersterblichkeit von fast 80 %. Polen erfasste die Welle dagegen erst im Herbst mit voller Wucht; im November 2020 traten dort fast doppelt so viele Sterbefälle auf wie unter normalen Bedingungen. Eine noch höhere Übersterblichkeit (von 111 %) wies Rumänien im Oktober 2021 auf. In Deutschland war die Übersterblichkeit im Dezember 2020 mit 31 % am höchsten. Zwischen Januar 2020 und Ende April 2022 wurden in den Ländern der EU und der EFTA insgesamt rund 1,3 Mio zusätzliche Todesfälle registriert.

Ausgabe: 08/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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