Regionalmacht Iran
Infografik Nr. 873401
Am 1. April 1979 brach für den Iran eine neue Zeitrechnung an: Das seit 1925 bestehende Schah-Regime der Pahlavi-Dynastie war gestürzt, die Monarchie musste der neuen Islamischen Republik weichen. Hatte die abgelöste Monarchie den Charakter einer nach Modernisierung strebenden Entwicklungsdiktatur, so etablierte der neue Staat eine konservative Theokratie, die ein Gegenbild zur westlichen Moderne entwickelt und sich eine Führungsrolle im Kampf gegen den westlichen „Neokolonialismus“, insbesondere die USA, und gegen Israel zuschreibt.
Die Qualifikation zur regionalen Führungsmacht im mittleren Orient leitet der Iran aus seiner geopolitisch zentralen Position, aus der Größe des Landes und seiner Bevölkerung, seinem Ressourcenreichtum und der Bedeutung seiner (vor)islamischen Zivilisation ab. Der Iran befindet sich im geografischen Schnittpunkt zwischen dem Nahen Osten, Zentralasien und Vorderindien. Mit den wichtigen Akteuren in der Nachbarschaft pflegt Teheran ständige Beziehungen; mit Saudi-Arabien aber ist ein Machtkampf um Einfluss entbrannt, der mehrere Kriege nährt (u.a. Syrien, Jemen) und die Region destabilisiert. Als Wirtschaftsmacht ist der Iran Mitglied in der ECO, der regionalen Wirtschaftsorganisation des mittleren Orients. Als Beobachter nimmt er an den Treffen der Shanghaier Organisation, des Sicherheitsbündnisses zwischen Russland, China und mehreren zentralasiatischen Staaten, teil und strebt dort ebenso wie in der Welthandelsorganisation WTO eine Vollmitgliedschaft an. Der Iran gehört ferner dem IWF und der Weltbank an. Eine wichtige Rolle spielt er in der Organisation der Ölexportstaaten OPEC. Überhaupt stützen sich seine außen- und wirtschaftspolitischen Ambitionen großenteils auf seine reichen Öl- und Gasvorkommen: Der Iran verfügt über die weltweit zweitgrößten Erdgasreserven, bei den Ölreserven belegt es den vierten Rang.
Das Streben des Iran nach regionaler Stärke wird von wirtschaftlichen und politischen Problemen überdeckt. Die Probleme sind zu einem guten Teil hausgemacht, wurden aber durch die Wirtschaftssanktionen wegen des iranischen Atomprogramms verschärft. Die Sanktionen sollten nach dem unter US-Präsident Obama ausgehandelten Abkommen von Lausanne vom Juli 2015 schrittweise aufgehoben werden. Im Gegenzug hatte sich Teheran auf die Reduzierung seines Atomprogramms unter der Kontrolle der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) verpflichtet. Doch obwohl der Iran sich an das Abkommen hielt, wurde es von den USA unter Donald Trump im Mai 2018 einseitig gekündigt. Mit neuen Sanktionen und maximalem Druck glaubt Trump, den Iran zu einem weitreichenderen Abkommen zwingen zu können.
Ausgabe: | 07/2019 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |