Hongkong
Infografik Nr. 878556
Im 19. Jahrhundert baute Großbritannien seine Vormachtstellung auf den Ozeanen aus, indem es rund um den Globus Kolonien, Protektorate und Stützpunkte in Besitz nahm. So auch in Ostasien. China wurde nach Niederlagen in zwei „Opiumkriegen“ gezwungen, Hongkong (1842) und die Halbinsel Kowloon (1860) an die Briten abzutreten. Die New Territories, das Hinterland Hongkongs, wurden Großbritannien 1898 auf 99 Jahre zur Pacht überlassen. Unter britischer Ägide entwickelte sich der Fischerort am Perlflussdelta in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Handels- und Finanzzentrum; mit hohen Wachstumsraten schaffte die Kronkolonie als einer der asiatischen „Tiger“ den Anschluss an die Industrienationen.
Unterdessen rückte der Ablauf des britischen Pachtvertrags mit China näher. 1984 verständigten sich Großbritannien und die Volksrepublik China in einer „Gemeinsamen Vereinbarung“ auf die Modalitäten der Rückkehr ganz Hongkongs (nicht nur der New Territories) unter chinesische Hoheit. China sagte zu, dass Hongkong gemäß dem Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ nach der Übergabe noch fünfzig Jahre lang sein kapitalistisches Wirtschaftssystem, seine Lebensweise und ein hohes Maß an Autonomie behalten könne. Die Einzelheiten wurden in dem vom chinesischen Nationalen Volkskongress gebilligten „Grundgesetz“ (Basic Law) Hongkongs verankert, das mit der Rückkehr zu China am 1.7.1997 in Kraft trat. Hongkong hat danach den Status einer Sonderverwaltungszone. Es regelt seine Angelegenheiten weitgehend unabhängig, mit Ausnahme der Außen- und Verteidigungspolitik, die in die Zuständigkeit der chinesischen
Zentralregierung fällt. Es betreibt eine eigenständige Wirtschafts-, Handels- und Währungspolitik und wahrt sein von den Briten übernommenes Rechtssystem. Die Artikel 25-39 des Grundgesetzes sind grundlegenden Menschen-, Bürger- und Freiheitsrechten gewidmet.
Doch nach Massenprotesten im Jahr 2019, die sich gegen ein Gesetz zur Auslieferung von Dissidenten nach China richteten, sind die demokratischen Kräfte in Hongkong wachsenden Repressionen ausgesetzt. Ein 2020 verabschiedetes Gesetz stellt „Subversion, Terrorismus und Kooperation mit ausländischen Mächten“ unter Strafe und liefert so einen juristischen Vorwand für die Verfolgung Oppositioneller. Das schon vorher allenfalls teildemokratische Wahlsystem wurde tiefgreifend verändert: Im Wahlkomitee, das den Regierungschef (Chief Exekutive) wählt, sind Delegierte aus den Gemeinderäten fortan nicht mehr vertreten. Ins Parlament (Legislativrat) wird nur noch ein Fünftel der Abgeordneten direkt gewählt. Und ein neu eingerichtetes Komitee kann künftig Wahlbewerber sperren, wenn sie nicht „patriotisch“ genug sind.
Ausgabe: | 05/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |