Die Kurden

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Infografik Nr. 872921

Die Kurden

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Die Kurden

Die Kurden bilden die viertgrößte Volksgruppe im Nahen Osten – nach den Arabern, Persern und Türken. In Abgrenzung zu diesen Völkern definieren sie sich über ihre gemeinsame Sprache, die allerdings in vier zum Teil deutlich unterschiedene Dialekte zerfällt. Sie gehören mehrheitlich dem sunnitischen Islam an. Die Kurden bezeichnen sich selbst als „Volk ohne Land“. Bei den Nationalstaatsbildungen aus der Erbmasse des im Ersten Weltkrieg zerfallenen Osmanischen Reiches blieben sie unberücksichtigt, obwohl ihnen zunächst das Recht auf Selbstbestimmung zugestanden worden war. Ihr Kernsiedlungsgebiet erstreckt sich daher heute über mehrere Staaten, in denen sie jeweils eine Minorität bilden – von Ost-Anatolien über den Osten Syriens und den Nord-Irak bis in den Westen Irans. Dieses nicht eindeutig abgegrenzte Gebiet wird traditionell als Kurdistan bezeichnet. Kurden leben darüber hinaus in kleineren Siedlungsgebieten oder verstreut u.a. in Armenien, Aserbaidschan, Libanon und Georgien.

In einer neueren Schätzung (M. Izady, 2012) wird die Zahl der Kurden in Vorderasien auf etwa 36 Millionen beziffert; andere gehen von noch weit höheren Zahlen aus. Die größte kurdische Minorität lebt in der Türkei, wo sie etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmacht. Von der türkischen Regierung wurde die Existenz einer kurdischen Volksgruppe lange bestritten; der offizielle Gebrauch ihrer Sprache blieb ihr verwehrt. Ab 1984 führte die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) einen Guerillakrieg gegen Regierung und Militär, der erst nach der Festnahme des PKK-Vorsitzenden Öcalan (1999) abflaute. Obwohl die Regierung inzwischen Reformen zugunsten der kurdischen Minderheit eingeleitet hat, begegnet sie politischen Forderungen nach mehr Eigenständigkeit mit unverminderter Ablehnung.

Auch die Kurden im Irak blicken auf Jahrzehnte blutiger Auseinandersetzungen mit der Zentralregierung zurück. Im Iran-Irak-Krieg (1980-88) gipfelte die Gewalt in Massakern an tausenden irakischen Kurden durch Saddam Hussein. Nach dem zweiten Golfkrieg errichteten die Kurden 1992 eine Regionalregierung im Norden des Landes mit Sitz in Erbil. Inzwischen ist die Autonomie des irakischen Kurdistan in der Verfassung Iraks anerkannt. Konflikte mit der Zentralregierung bestehen aber insbesondere um das ölreiche Umland von Kirkuk und Mossul. Im Iran, wo 1946 unter sowjetischer Besatzung die kurzlebige Kurdenrepublik Mahabad ausgerufen worden war, haben die Kurden kaum Minderheitenrechte und sind anhaltender Diskriminierung ausgesetzt, die im schiitischen Gottesstaat auch religiös fundiert ist. Auf Unterdrückung und Diskriminierung beruhte auch die Kurdenpolitik des Assad-Regimes in Syrien.

Ausgabe: 10/2012
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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