Asylanträge in der EU
Infografik Nr. 708081
Kriege und Krisen sind die Hauptursache dafür, dass jährlich Hunderttausende Menschen in der EU Asyl beantragen. Das Asylsystem der EU war diesem Andrang aber nicht gewachsen, die Lastenteilung funktionierte nicht. Wie entwickelte sich die Zahl der Asylanträge seit 2010? Und woher kommen die meisten Asylbewerber? Grundlegende Informationen in diesem ZAHLENBILD!
Die Entwicklung der Asylanträge in der EU wird in hohem Maße von den in der Welt und vor allem in der regionalen Umgebung Europas aufflammenden Konflikten beeinflusst. So lösten die Kriege im zerfallenden Jugoslawien in den 1990er Jahren eine massive Fluchtbewegung in die EU und eine steile Zunahme der Asylanträge aus. Um die Jahrtausendwende wurden in den Ländern der heutigen EU jährlich über 400 000 Asylbewerber registriert, bis 2003 ein Rückgang einsetzte. Ein neuerlicher Anstieg erfolgte ab 2011 mit dem Bürgerkrieg in Syrien. Als dort die Kämpfe heftiger wurden und sich gleichzeitig die Lage der syrischen Flüchtlinge in den Nachbarländern verschlechterte, drängten ab dem Spätsommer 2015 Hunderttausende nach Europa. Vor allem dadurch stieg die Zahl der Erstanträge auf Asyl in der EU (ohne Großbritannien) 2015 auf den Rekordwert von 1,217 Millionen. Die daraus entstandene „Flüchtlingskrise“ war eigentlich eine Krise der EU, denn der plötzliche Andrang von Zuwanderern stellte den Staatenbund vor eine Zerreißprobe. Gegen einen gesamteuropäischen Lastenausgleich durch feste Aufnahmequoten für einzelne EU-Länder sperrten sich vor allem die osteuropäischen Staaten. Einige Mitgliedstaaten verschärften ihre Asylgesetze. Als mehrere Balkanländer ihre Grenzen schlossen, war der wichtigste Landweg für die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten blockiert.
Die Schließung der Balkanroute war einer der Gründe, warum nach 2015 ein Rückgang der Asylanträge zu beobachten war. Ein anderer das EU-Türkei-Abkommen zur Rücknahme von Flüchtlingen vom März 2016. Ein dritter schließlich die Verstärkung der Europäischen Grenz- und Küstenwache Frontex, die im Oktober 2016 an der Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei zum ersten Mal offiziell eingesetzt wurde. Im Jahr des Ausbruchs der Corona-Pandemie, 2020, ging die Zahl der Asylanträge auf rund 417 000 zurück. Ab 2021 zog sie aber rasch wieder an und erreichte 2023 mit 1,049 Mio fast wieder das Niveau der Jahre 2015/16. Nahezu ein Drittel (32 %) der Asylsuchenden stellten 2023 ihren Antrag in Deutschland. Als Herkunftsland stand Syrien wie in all den Jahren seit 2013 an der Spitze. Afghanistan folgte bereits im sechsten Jahr nacheinander auf Platz zwei – vor der Türkei und den beiden südamerikanischen Staaten Venezuela und Kolumbien.
Da das Asylsystem der EU offenbar nicht funktionierte, schlug die Europäische Kommission 2020 ein neues Migrations- und Asylpaket vor, das die Lasten besser verteilen soll. Nach dem Rat stimmte im April 2024 auch das Europäische Parlament der Reform zu.
Ausgabe: | 05/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |