Erlebniswelt Kino
Infografik Nr. 537115
Geht man vom Publikumszuspruch aus, waren die 1950er Jahre die Blütezeit des deutschen Kinos. In Westdeutschland wurden im Rekordjahr 1956 rund 818 Millionen Kinobesucher gezählt, in Ostdeutschland erreichte die Kinobegeisterung 1957 mit 318 Millionen Besuchern ihren Gipfel. Als dann aber das Fernsehen die Wohnstuben eroberte, ging es mit dem Kinobesuch fast stetig bergab. Viele Filmtheater, vor allem in kleineren Orten und in den Außenbezirken der Großstädte, mussten schließen. Dieser Trend verschärfte sich noch, als in den 1980er Jahren das Privatfernsehen mit seinem breiten Spielfilm- und Unterhaltungsangebot auf den Plan trat und Kinofilme per Videorecorder auf den heimischen Bildschirm geholt werden konnten. 1992 zählten die deutschen Kinos nur noch 106 Mio Besucher.
Im weiteren Verlauf der 1990er Jahre kletterten die Besucherzahlen aber noch einmal, als die neu entstehenden Kinocenter, sogenannte Multiplexe, mit einem breit gefächerten Filmprogramm in mehreren Kinosälen, zusätzlichen Freizeiteinrichtungen (wie Bistros, Kneipen oder Spielhallen) und einer modernen, komfortablen Ausstattung neue Publikumsschichten anlockten. Mit 178 Mio Kinobesuchern erreichte diese Entwicklung 2001 einen Höhepunkt. Dem durch die Großkinos ausgehenden Verdrängungswettbewerb fielen allerdings zahlreiche kleinere Unternehmen zum Opfer. So schrumpfte die Gesamtzahl der Kinos 1991 bis 2001 von 2 037 auf 1 815, während die Zahl der Kinosäle und das Sitzplatzangebot im gleichen Zeitraum um rund ein Viertel zunahmen.
In den folgenden Jahren gingen die Besucherzahlen wieder zurück. Demographische Veränderungen wie die schrumpfende Zahl der Jugendlichen und Jungerwachsenen, Zurückhaltung beim privaten Konsum und ein vergleichsweise schwaches Filmangebot trugen ihren Teil dazu bei. Erst das Aufkommen der technisch innovativen 3D-Filme sorgte 2009 (mit 146 Mio Besuchern) noch einmal für größeren Andrang an den Kinokassen. Danach setzte sich die Tendenz rückläufiger Kinobesuche mit einigen Unterbrechungen (2015, 2019) fort. Die Corona-Epidemie verursachte 2020 einen dramatischen Einbruch auf nur noch 38 Mio Kinobesucher, von dem sich die Branche nur allmählich erholte. Denn sie litt gleichzeitig unter der wachsenden Konkurrenz des Homevideo-Markts. Immer mehr Filmfans ziehen es vor, Filme für das „Heimkino“ zu kaufen, zu leihen, herunterzuladen oder im Abonnement bei Streamingdiensten wie Amazon Prime oder Netflix abzurufen. So gaben die Deutschen 2023 rund 930 Mio € für Kinokarten aus, aber schon mehr als 3,4 Mrd € für das Kino zu Hause.
Ausgabe: | 03/2025 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |