Orte deutscher Demokratiegeschichte
Infografik Nr. 536050
Die kollektive Erinnerung an vergangene Epochen, Ereignisse und Personen hat viele Wurzeln: eigenes Erleben, Berichte, die in der Familie oder im Bekanntenkreis überliefert werden, Darstellungen in den Medien, geschichtswissenschaftliche Forschungsergebnisse, aber auch und nicht zuletzt: die von Seiten der Politik geförderten Traditionen und Geschichtsbilder. Für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Diktatur in der DDR spielt die offizielle Geschichtspolitik sogar eine wesentliche Rolle. Man wird ihr zugutehalten, dass sie die Aufarbeitung der dunklen Seiten der deutschen Geschichte ermutigt und erleichtert hat und dass sie sich der historischen Verantwortung Deutschlands nicht entzieht. Sie ist damit Teil einer demokratischen Werten verpflichteten politischen Kultur.
Diesen Aspekt unterstreicht auch das Rahmenkonzept, das die Bundesregierung im April 2021 zur Beschäftigung mit der Demokratiegeschichte in Deutschland vorgelegt hat. Zwar ist die Förderung von Erinnerungsorten zur Geschichte der Demokratie vorrangig Aufgabe der Länder und Gemeinden, aber der Bund will sich an Einrichtungen und Projekten von gesamtstaatlicher Bedeutung zusammen mit dem jeweiligen Bundesland beteiligen. Das Rahmenkonzept nennt eine Reihe von Orten der deutschen Demokratiegeschichte, für die der Bund künftig Mittel zur Verfügung stellen will. Die demokratiegeschichtlichen Entwicklungen, auf die dabei Bezug genommen wird, verteilen sich über einen Zeitraum von rund 200 Jahren – von den Freiheitsbestrebungen im Vormärz über die Revolution von 1848/49, die Revolution 1918 und die Weimarer Republik, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die demokratischen Neuanfänge nach 1945 bis zur Oppositionsbewegung in der DDR und zur friedlichen Revolution von 1989/90.
Eine wichtige Rolle kommt den Geschichtsmuseen des Bundes und ihren Ausstellungen zu: dem Deutschen Historischen Museum in Berlin und dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit seinen Standorten in Bonn, Leipzig und Berlin. In Berlin befinden sich auch zwei Erinnerungs- und Gedenkorte: Der Friedhof der Märzgefallenen von 1848 und das Freiheits- und Einheitsdenkmal, das vor dem Berliner Schloss errichtet wird. An die erste deutsche Demokratie erinnert das Haus der Weimarer Republik in Weimar. Überragende Bedeutung für die deutsche Demokratiegeschichte hat aber die Paulskirche in Frankfurt. Dort tagte 1848/49 das erste gesamtdeutsche Parlament, dort wurde 1849 eine freiheitliche Verfassung verabschiedet, die bis ins Grundgesetz der Bundesrepublik nachwirkt. Frankfurt ist auch Sitz der neuen Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“.
Ausgabe: | 10/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |