Buchproduktion in Deutschland
Infografik Nr. 531115
Der deutsche Buchmarkt ist durch die technische Entwicklung der Medien, die Veränderung der Vertriebswege und das Aufkommen neuer Konsumgewohnheiten im Wandel begriffen. Auf längere Sicht ist nicht auszuschließen, dass er sich ähnlich radikal verändert wie im Fall der Musikindustrie. Bislang verlaufen die Übergangsprozesse jedoch noch verhältnismäßig langsam.
Die Zahl der Titel, die jedes Jahr auf den Markt kommen, ist nach wie vor kaum überschaubar. 2020 stellten sich insgesamt 77 272 Neuerscheinungen dem Urteil der Leser, davon 69 180 in Erstauflage und 8092 als Neuauflage erfolgreicher älterer Titel. Doch war das der niedrigste Wert seit über zwanzig Jahren. Während der Corona-Pandemie setzte sich damit ein Abwärtstrend fort, der bereits seit 2016 andauerte. Neuauflagen machen stets einen beträchtlichen Teil der Neuerscheinungen aus (2020: 10 %); zugleich sinken die durchschnittlichen Stückzahlen – für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels ein Indiz für die zunehmende „Beschleunigung“ des Buchmarkts: Während sich die Novitäten in rascher Folge ablösen, verliert die Pflege der Backlist, der lieferbaren älteren Titel, für die Verlage an Bedeutung. Gleichwohl können die Leser auf über 2,5 Millionen bestellbare Buchtitel zugreifen. Großen Anteil an dieser Vielfalt hat die Preisbindung im Buchhandel, die in Deutschland 2002 gesetzlich neu geregelt wurde. Sie sorgt dafür, dass die Kunden überall im Land zu gleichen Bedingungen mit Büchern versorgt werden.
Ein Überblick über die Sachgebiete der Buchproduktion 2020 unterstreicht die Reichhaltigkeit des Angebots. So nahm die Schöne Literatur (Belletristik) bei den Erstauflagen mit 13880 Titeln erneut eine Vorzeigerolle ein. Beim weit überwiegenden Teil der Erstauflagen handelte es sich aber um Sach- und Fachbücher für alle Wissenschaftszweige, der Berufspraxis und der Freizeitgestaltung, darunter allein mehr als 13 240 Titel aus den Bereichen Recht, Wirtschaft, Politik und Sozialwissenschaften. Von den Erstauflagen des Jahres 2020 beruhten rund 9 160 auf Übersetzungen fremdsprachiger Werke ins Deutsche. Wichtigste Herkunftssprache war das Englische, auf das allein über 63 % der Übersetzungen entfielen.
Eine vergleichsweise geringe Rolle im deutschen Buchmarkt spielen immer noch E-Books. Ihr Anteil am Umsatz im Publikumsmarkt lag 2020 bei 5,9 % – ein niedriges Niveau, aber gegenüber dem Vorjahr (5,0 %) dennoch ein deutliches Plus. Im Corona-Jahr 2020 muss zudem beachtet werden, dass sich Freizeitaktivitäten wegen der Schließung von Gaststätten und Kulturstätten stärker in die eigenen vier Wände verlagert haben. So stieg 2020 auch die Büchernutzung deutlich, vor allem bei jüngeren Altersgruppen.
Ausgabe: | 06/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |