Kriminalität in den Ländern
Infografik Nr. 131140
In Deutschland werden im Jahr etwa 70 Straftaten je 1000 Einwohner registriert. Aber das kriminelle Geschehen verteilt sich nicht gleichmäßig über das Bundesgebiet. Es gibt große Unterschiede zwischen Bundesländern oder Gemeindetypen. Welche Ursachen lassen sich dafür finden?
Nach Auskunft der polizeilichen Kriminalstatistik wurden in Deutschland 2023 rund 5,9 Millionen Straftaten (ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte) registriert. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl entsprach das 70 Straftaten je 1000 Einwohner. Die Belastung durch das kriminelle Geschehen verteilt sich aber nicht gleichmäßig auf das Bundesgebiet. So lässt sich auf der Ebene der Bundesländer ein deutliches Nord- Süd-Gefälle ausmachen. Während je 1000 Einwohner in Bayern nur 49 und in Baden-Württemberg 52 Kriminalfälle erfasst wurden, waren es in Nordrhein-Westfalen 78 und in Sachsen-Anhalt 89. Noch wesentlich höher war die Kriminalitätsbelastung in den Stadtstaaten Berlin (143), Bremen (142) und Hamburg (124 je 1000 Einwohner). Diese Unterschiede bestehen seit Jahren im Wesentlichen unverändert. Sie haben mit der Stadt-Land-Verteilung, der Sozialstruktur, der Verkehrserschließung und vielen weiteren Faktoren zu tun, die im Einzelnen schwer zu trennen sind.
Die räumliche Verteilung der Kriminalität zeigt aber ein klares Bild: In Gemeinden mit weniger als 20 000 Einwohnern ereigneten sich 2023 zwar 40 % aller Straftaten, die Kriminalitätsbelastung war mit 39 registrierten Fällen je 1000 Einwohner aber weit unterdurchschnittlich. In den Gemeinden der nächsten Größenklasse (20 000 bis unter 100 000 Einwohner) entsprach die Belastung mit 68 Delikten je 1000 Einwohnern etwa dem Bundesdurchschnitt. Deutlich übertroffen wurde dieser Durchschnitt in den Großstädten mit 100 000 bis unter 500 000 Einwohnern: Dort kamen 97 Straftaten auf 1000 Einwohner. Und in den Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern wurden sogar 115 Straftaten je 1000 Einwohner registriert.
Offenbar besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Grad der Verstädterung und der Häufigkeit von Straftaten. Die Anonymität der großen Städte begünstigt kriminelles Verhalten, weil die soziale Kontrolle durch die Bürger dort schwächer ausgebildet ist. Gleichzeitig herrschen dort größere Unterschiede zwischen Arm und Reich, die Anlass zu delinquentem Handeln geben können. Die großen Städte ziehen auch Pendler, Touristen, Zuwanderer oder Berufs-Kriminelle an, deren Straftaten die Kriminalitätsbelastung erhöhen und das Sicherheitsgefühl der Menschen beeinträchtigen. Die Anzahl der registrierten Straftaten hängt darüber hinaus aber auch vom unterschiedlichen Anzeigeverhalten ab. So erklärt sich der Spitzenrang der Stadt Koblenz unter den kriminalitätsbelasteten Großstädten aus der nahezu lückenlosen Erfassung und Anzeige von Sachbeschädigungen durch Grafitti-Sprayer. Ranglisten der „sichersten“ und „unsichersten“ Städte sind also mit Vorsicht zu bewerten.
Ausgabe: | 11/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |