Nadelöhre der Ölwirtschaft

Nadelöhre der Ölwirtschaft

Infografik Nr. 682125

Die Schifffahrtsrouten der Weltmeere sind für die internationale Energiewirtschaft von entscheidender Bedeutung. Mehr als die Hälfte der globalen Mineralölversorgung (2017 rund 97 Mio Barrel pro Ta ...

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Die Schifffahrtsrouten der Weltmeere sind für die internationale Energiewirtschaft von entscheidender Bedeutung. Mehr als die Hälfte der globalen Mineralölversorgung (2017 rund 97 Mio Barrel pro Tag) erfolgt über die Ozeane. Die Sicherheit der Energieversorgung in den weiterhin stark auf Mineralöl angewiesenen Industriegesellschaften ist daher auch von der Sicherheit der überseeischen Transportrouten abhängig. Kritisch sind insbesondere jene Meerengen, durch die täglich mehrere Millionen Barrel Rohöl transportiert werden. Eine vollständige oder teilweise Schließung solcher Nadelöhre – infolge politischer Konflikte, aufgrund von Piratenüberfällen oder terroristischen Angriffen – hätte einschneidende Auswirkungen auf die globale Energieversorgung und den Ölpreis.

Die strategisch bedeutsamste Meerenge für den überseeischen Ölhandel ist die Straße von Hormus, wo sich der Persisch-Arabische Golf zum Indischen Ozean öffnet. 2017 passierten etwa 18,5 Mio Barrel pro Tag, fast ein Fünftel des weltweit gehandelten Öls, diese Engstelle. Der Großteil davon (etwa 80 %) war für asiatische Abnehmer bestimmt, vor allem für China, Japan, Indien und Südkorea. Zur Straße von Hormus gibt es keinen alternativen Seeweg, um Öl vom Golf auf die internationalen Märkte zu bringen. Die bestehenden Pipelines über Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate könnten Lieferausfälle im Falle einer Blockade nicht annähernd auffangen. Der nördliche Golfanrainer Iran hat im Konflikt um sein Atomprogramm wiederholt mit einer Schließung der Meerenge gedroht.

Wichtig für die Energieversorgung Ostasiens ist die Straße von Malakka, die den Indischen Ozean mit dem Pazifik verbindet. In der an ihrer engsten Stelle kaum 3 km breiten Meerenge kommt es immer wieder zu Überfällen durch Piraten. Mögliche alternative Seerouten (Lombok-Straße, Sunda-Straße) bedeuteten Umwege von mehreren tausend Kilometern. Um die Straße von Malakka zu umgehen, hat China eine Doppel-Pipeline gebaut, die Öl und Gas von der Küste Myanmars nach Südwestchina transportiert.

Die Offenhaltung des Suez-Kanals ist vor allem für Europa und die USA von vitalem Interesse. Eine Umgehung des Kanals würde einen Umweg um ganz Afrika erfordern. Gleiches gilt für den Bab el-Mandab, der von somalischen Piraten bedroht wird. Über die türkischen Meerengen (Bosporus und Dardanellen) wird Europa mit Öl aus der Region des Kaspischen Meeres versorgt. Für Öllieferungen von Russland nach Europa und von Norwegen in die Ostsee sind auch die dänischen Meerengen eine wichtige Transitroute. Der Panama-Kanal ist für den maritimen Ölhandel von geringerer Bedeutung.

Ausgabe: 04/2018
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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