Mikrokredite

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Infografik Nr. 625350

Mikrokredite

Menschen, die in extremer Armut leben und über keinerlei materiellen Rückhalt verfügen, haben meist keinen Zugang zu regulären Krediten, wie klein die benötigte Summe auch ...

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Mikrokredite

Menschen, die in extremer Armut leben und über keinerlei materiellen Rückhalt verfügen, haben meist keinen Zugang zu regulären Krediten, wie klein die benötigte Summe auch sein mag. Ihnen bleiben so die Mittel verwehrt, die sie brauchten, um ihre Verdienstmöglichkeiten und Lebensumstände zu verbessern und so einen ersten Schritt aus dem Teufelskreis der Armut zu tun. Das Konzept der Mikrokredite, wie es 1976 in Bangladesh zum ersten Mal verwirklicht wurde, setzt gerade an diesem Punkt an.

Die dort von Muhammad Yunus ins Leben gerufene Grameen Bank (Dorfbank) wendet sich an die Armen in den ländlichen Regionen. Sie vergibt Kleinstkredite als Starthilfe für Projekte, mit denen sich die Kreditnehmer – überwiegend Frauen – ohne lange Anlaufzeit ein kleines Einkommen schaffen können, z.B. durch Finanzierung von Arbeitsgerät und Rohmaterial, von Saatgut, Transportmitteln, Mobiltelefonen usw. Die jeweils für ein Jahr gewährten Kredite müssen in wöchentlichen Mini-Raten zurückgezahlt werden. Sicherheiten werden nicht verlangt; die Kreditvergabe ist jedoch eingebettet in ein System sozialer Gemeinsamkeit und Kontrolle, das die Disziplin und Verantwortung der Beteiligten hochhält. Ein Kanon lebenspraktischer Verpflichtungen – von der Familienplanung über Haushaltsführung, Kindererziehung und Ernährung bis zur Hygiene – soll darüber hinaus die soziale Entwicklung in den Dörfern fördern. Jeweils fünf Kreditnehmer/-innen bilden eine Basisgruppe, die sich gegenseitig unterstützt und überwacht.

Der Mikrokredit erweitert sich zur Mikrofinanzierung, wenn weitere Finanzdienstleistungen – z.B. die Annahme von Spareinlagen, Geldüberweisungen, Versicherungen – für die armen Bevölkerungsschichten hinzukommen. So bescheiden die Beträge auch sein mögen, um die es jeweils geht, so stärken sie doch die Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit der Beteiligten und eröffnen im günstigen Fall die Chance auf ein besseres Leben. Für das Jahr 2011 liegen Daten von über 3700 Mikrokredit-Programmen aus 84 Ländern der Erde vor. Diese betreuten zusammen rund 195 Millionen „Kunden“, von denen 124 Millionen weniger als 1 US-Dollar am Tag zur Verfügung hatten, darunter 103 Millionen Frauen.

In jüngster Zeit wird allerdings zunehmend Kritik am System der Mikrofinanzierung laut, das große Banken als lohnenden Geschäftszweig für sich entdeckt haben. Hohe Zinsen und fehlende soziale Einbindung und Betreuung führen nicht selten zur massiven Verschuldung der Kreditnehmer und treiben sie damit noch tiefer ins Elend. Einige Studien bezweifeln daher die Wirksamkeit von Mikrokrediten bei der Armutsbekämpfung. Gegen die Banken richtet sich der Vorwurf, sich an den Ärmsten der Armen zu bereichern.

Ausgabe: 05/2014
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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