Analphabetismus in der Welt
Infografik Nr. 690110
In der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen nimmt Bildung eine bedeutende Stellung ein. Denn Bildung befähigt Menschen dazu, ihre politische, soziale und wirtschaftliche Situation zu verbessern und ist die unabdingbare Basis für jede Entwicklung. Grundlage für Bildung ist die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Der Analphabetismus ist deshalb eines der gravierendsten Probleme der Unterentwicklung: In den Ländern der Dritten Welt ist er eine der wesentlichen Ursachen für Armut, hohe Kindersterblichkeit, rapides Bevölkerungswachstum und die Benachteiligung von Frauen.
Die Agenda 2030 hat daher das Ziel ausgerufen, bis 2030 allen Jugendlichen auf der Welt und einer substanziellen Zahl der Erwachsenen zur Lese- und Schreibfähigkeit zu verhelfen. Doch trotz enormer Fortschritte in den letzten Jahrzehnten gibt es in den Entwicklungs- und Schwellenländern immer noch etwa 773 Millionen Erwachsene, denen es an elementaren Lese- und Schreibkenntnissen fehlt. Fast zwei Drittel davon sind Frauen. Ihnen bleibt der Zugang zu den grundlegenden Kulturtechniken des Lesens und Schreibens besonders häufig verwehrt – mit allen Folgen, die sich daraus für eine bewusste Lebensund Familienplanung, für die Erwerbsmöglichkeiten oder die politische Teilhabe ergeben. So können in Afrika südlich der Sahara mehr als 40 % aller Frauen weder lesen noch schreiben. In Südasien und in den arabischen Ländern sind etwa ein Drittel aller Frauen Analphabetinnen.
Viel hängt davon ab, ob ein Land arm oder reich ist. In Ländern mit niedrigem Einkommen fehlt es mehr als der Hälfte der Frauen (54 %) und mehr als einem Viertel der Männer (29 %) an der Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Dagegen liegt in Ländern mit höherem mittleren Einkommen die Analphabetenquote bei Frauen unter 10 % und bei Männern unter 5 %. Vom Analphabetismus am stärksten betroffen sind daher vor allem die bitterarmen Länder in Westafrika und der Sahelzone sowie in Südasien. In manchen Ländern dieser Regionen kann mehr als die Hälfte der Erwachsenen nicht lesen und schreiben.
Das Problem des Analphabetismus betrifft aber nicht allein die Entwicklungsländer. Auch in den modernen Industriegesellschaften bestehen erhebliche Lese- und Schreibdefizite. Sie treten dort eher in der Form des funktionalen Analphabetismus auf, das heißt als Unvermögen, verstehend zu lesen, gestaltend zu schreiben, komplexe Aufgaben auszuführen und sich damit in einer zunehmend technisierten und konkurrenzbestimmten Umwelt zu behaupten. Für Deutschland ermittelte die LEO-Studie der Universität Hamburg 2018 eine Zahl von 6,2 Mio Menschen, auf die diese Problembeschreibung zutrifft.
Ausgabe: | 01/2020 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |