Lehrermangel - Schüler alleingelassen?
Infografik Nr. 515331
An den deutschen Schulen herrscht ein empfindlicher Lehrermangel. Er droht noch größer zu werden, wenn die Lehrer aus den geburtenstarken Jahrgängen demnächst in den Ruhestand gehen. An Zahlen der Kultusministerkonferenz ist abzulesen, an welchen Schulformen und in welchen Jahren bis 2035 das größte Defizit besteht. Vergleichen Sie selbst!
In Deutschland fehlen Lehrer. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von staatlichen Planungsproblemen über demographische Entwicklungen bis hin zur mangelnden Attraktivität des Lehrerberufs. Um die künftige Größenordnung des Mangels an Lehrkräften zu verdeutlichen, hat die Kultusministerkonferenz die Prognosen der Bundesländer für die verschiedenen Schularten bis 2035 zusammengetragen. Zwar werden die so gewonnenen Zahlen von Lehrerverbänden, Gewerkschaften und Bildungsexperten fast durchweg als zu niedrig angezweifelt, aber sie vermitteln doch einen Eindruck davon, an welchen Schulformen und in welchen Zeiträumen der größte Mangel herrscht.
Generell ist die Personalsituation an den deutschen Schulen auf mittlere Sicht dadurch geprägt, dass die Lehrerinnen und Lehrer aus den geburtenstarken 1960er Jahren das Ruhestandsalter erreichen und aus dem Schuldienst ausscheiden, ohne dass genügend junge Lehrkräfte nachrücken. Auf Grund der starken Zuwanderung ist gleichzeitig ein Anstieg der Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen zu erwarten. Obwohl die Ausbildungskapazitäten der Hochschulen seit einigen Jahren erweitert wurden, hält die Zahl der Absolventen in vielen Lehramtsfächern nicht Schritt mit dem sich abzeichnenden Bedarf.
Die Auswirkungen des Lehrermangels sind gravierend. Besonders in den Ländern Berlin, Bayern, Brandenburg, Baden-Württemberg und Sachsen, im Sekundarbereich I und an den beruflichen Schulen sowie in den Fächern Mathematik, Chemie, Physik, Informatik, Musik und Kunst fehlt es künftig an qualifizierten Lehrkräften. Für den Sekundarbereich I ist nach der Prognose damit zu rechnen, dass der Einstellungsbedarf das Angebot an Lehrkräften während des gesamten Zeitraums bis 2035 übersteigt. Auch an den beruflichen Schulen und in den beruflichen Fächern des Sekundarbereichs II herrscht ein anhaltendes Ungleichgewicht zwischen Bedarf und Angebot. In den allgemeinbildenden Fächern des Sekundarbereichs II besteht dagegen fast durchgängig ein Überangebot. Nur der Wechsel vom G8- zum G9-Gymnasium in Nordrhein-Westfalen ruft Mitte der 2020er Jahre ein hohes Lehrkräftedefizit hervor.
Um dem Lehrermangel zu begegnen, planen die Länder u.a. Absolventen nicht lehramtsbezogener Fächer als Seiteneinsteiger für die Schulen zu rekrutieren und ausländische Abschlüsse rascher anzuerkennen. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK empfiehlt darüber hinaus, das vorhandene Potenzial an Lehrkräften besser auszuschöpfen, indem z.B. Teilzeitarbeit eingegrenzt wird, größere Klassen zugelassen werden und Lehrer sich in Mangelfächern nach- bzw. für andere Schulformen weiterqualifizieren.
Ausgabe: | 05/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |