Russland unter den Zaren 1547-1917
Infografik Nr. 843102
Mehr als 350 Jahre – bis 1917 – herrschten in Russland die Zaren, Was waren die charakteristischen Merkmale dieser Herrschaftsform? Wie entwickelte sie sich über die Jahrhunderte? Welche Persönlichkeiten ragten hervor? Den knappen Text ergänzt eine Karte über die territoriale Ausdehnung des Zarenreichs: ein guter Einstieg in das Thema. Laden Sie das ZAHLENBILD gleich herunter!
Die Epoche des Zarismus in Russland reicht von seiner Entstehung im 16. Jahrhundert bis 1917. Im Januar 1547 ließ sich der Großfürst von Moskau, Iwan IV. („der Schreckliche“) zum ersten Zaren von Russland krönen. Der Herrschertitel leitete sich vom römischen Cäsarentum ab und verdeutlichte den Anspruch auf Selbstherrschaft (Autokratie). Der Zar verfügte über unbeschränkte Macht. Er stützte seine Herrschaft auf den Adel, die orthodoxe Kirche, die das Zarentum als Herrschaft von Gottes Gnaden legitimierte, und das Militär. Auf den Tod Iwans IV. folgte eine Zeit der Wirren, die erst mit der Wahl Michail Romanows zum Zaren (1613) überwunden wurde. Die russische Gesellschaft war streng nach Ständen gegliedert. An der Spitze stand der Adel, überwiegend Dienstadel, dem sein Land von der Krone als Lehen übertragen wurde. Die breite Basis bildete die bäuerliche Bevölkerung. Sie bestand zu großen Teilen aus Leibeigenen, die an das Land gebunden waren (bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft 1861). Die Städte stellten keinen eigenständigen Machtfaktor dar; ein Bürgertum konnte sich nicht entwickeln.
Ein kennzeichnendes Merkmal des Zarenreichs war die fortwährende territoriale Erweiterung, vor allem nach Osten (Sibirien) und nach Süden (Kaukasus, Zentralasien), mit wechselnden Ergebnissen aber auch nach Westen zur Ostsee hin. Seine größte Ausdehnung erreichte das russische Imperium gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Nach der Volkszählung von 1897 lebten im damaligen Russland rund 126 Mio Menschen, davon fast 90% als Bauern auf dem Land. Die Zählung verdeutlichte auch den multiethnischen Charakter der Gesellschaft: nur 44% der Bevölkerung hatten Russisch als Muttersprache.
Zu den herausragenden Zaren zählt Peter der Große (1682-1725), der die europäische Kultur zum Vorbild seiner Modernisierung Russlands erhob. Er benannte Russland nach dem Sieg im Nordischen Krieg (1721) in Russisches Kaiserreich um, gründete die neue Hauptstadt St. Petersburg und festigte die Rolle Russlands als europäische Großmacht. Katharina die Große (1762-1796) trieb die territoriale Ausdehnung voran und förderte das goldene Zeitalter der russischen Kultur.
Historiker haben das Zarentum unterschiedlich interpretiert. Einige sehen es als notwendiges Symbol der Identität in dem riesigen Staatsgebilde, kritisieren aber seinen despotischen Charakter. Andere betonen die sozialen Verwerfungen und die Unfähigkeit zur Reform. Die Herrschaft der Zaren und des Hauses Romanow endete mit der Abdankung Nikolaus II. im Zuge der Februarrevolution 1917. Die Familie wurde nach ihrer Gefangennahme durch die Bolschewisten 1918 ermordet.
| Ausgabe: | 12/2025 |
| Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
| Reihe: | 53 |
| Reihentitel: | Zahlenbilder |