Maßstab menschliche Entwicklung
Infografik Nr. 603146
Entwicklungsstand und Wohlstand eines Landes und seiner Menschen nur anhand des Sozialprodukts zu messen, wird zu Recht als ungenügend empfunden. Vor allem für die Lebensverhältnisse in der Dritten elt ist ein Maßstab, der sich allein an der marktbezogenen Wirtschaftsleistung orientiert, von beschränkter Aussagekraft. Aufschlussreicher ist eine Antwort auf die Frage, ob und inwieweit eine Steigerung des Sozialprodukts zur menschlichen Entwicklung beiträgt. Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) versteht darunter „einen Prozess, der die Möglichkeiten des Einzelnen erweitert“, ihm also zu einem längeren und gesunden Leben, einem bestimmten Maß an Bildung und einem ausreichenden Einkommen verhilft. Schon ein flüchtiger Vergleich zwischen „armen“ und „reichen“ Ländern zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht automatisch mit höherer Lebensqualität einhergeht. So ist es möglich, dass Länder mit niedrigem Einkommen ihrer breiten Bevölkerung einigermaßen befriedigende Lebensbedingungen bieten, während in wohlhabenderen Staaten manchmal derart starke soziale Gegensätze herrschen, dass große Bevölkerungsschichten von der Teilhabe am nationalen Reichtum ausgeschlossen sind.
Um solche Vergleiche auf eine nachprüfbare Basis zu stellen, präsentiert das UNDP seit 1990 einen alternativen Maßstab: den Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI). Dabei wird für jedes Land ein Satz statistischer Kennzahlen, die Lebenserwartung, Bildungsniveau und kaufkraftbereinigtes Pro-Kopf-Einkommen widerspiegeln, zu einem einzigen Indexwert gebündelt. In die Berechnung des Index für 2019 wurden 189 Länder einbezogen. Erneut weist Norwegen den höchsten Entwicklungsgrad auf: Dort haben die Neugeborenen eine Lebenserwartung von rund 82 Jahren, die durchschnittliche Schulbesuchsdauer der Erwachsenen beläuft sich auf 12,9 Jahre und das mittlere Pro-Kopf-Einkommen beträgt rund 66 490 US-$. Den letzten Rang belegt Niger mit einer Lebenserwartung von 62 Jahren, durchschnittlich 2,1 Jahren Schulbesuch und einem Pro-Kopf-Einkommen von 1200 US-$.
Ergänzend dazu schlägt das UNDP eine Anpassung des Index vor, die auch den Druck auf die Umwelt als Faktor des menschlichen Wohlergehens berücksichtigt. Dazu bezieht der neue Index PHDI die Kohlendioxid-Emissionen und den Materialverbrauch pro Kopf in die Berechnungen ein. Vor allem für die reichen Industrieländer hat dies deutlich niedrigere Indexwerte und zum Teil gravierende Rangverschiebungen zur Folge. So fallen die USA vom HDI-Rang 17 um 45 Plätze zurück. Spitzenreiter der PHDI-Skala ist Irland mit einem Indexwert von 0,833 (bei einem HDI-Wert von 0,955).
Ausgabe: | 05/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |