Gefangene - ein internationaler Vergleich
Infografik Nr. 603275
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Der Umgang mit kriminellem Verhalten ist für jede Gesellschaft eine Herausforderung. Wo die Idee der Vergeltung („Auge um Auge, Zahn um Zahn“) im Vordergrund steht, haben Gesetzesbrecher mit harten, mitunter drakonischen Strafen zu rechnen. Im Gegensatz dazu ist das moderne Rechtsdenken eher an der Verhütung künftiger Verbrechen interessiert und wägt ab, welche Maßnahmen diesem Zweck am besten entsprechen. Es sieht auch den Kriminellen als Teil der Gesellschaft und versucht in erster Linie erziehend auf ihn einzuwirken. Eine Freiheitsstrafe kommt von diesem Standpunkt aus nur als äußerstes Mittel der allgemeinen Abschreckung und der Kontrolle des einzelnen Täters in Betracht.
In welchem Umfang Freiheitsstrafen ausgesprochen werden, hängt aber nicht allein von solchen rechtspolitischen Akzentsetzungen ab. So werden in Ländern mit defizitärer Rechtsstaatlichkeit auch oppositionelle Bestrebungen oder soziale Randgruppen schnell in die Nähe der Kriminalität gerückt und in ihrer Freiheit eingeschränkt. Manche Staaten versuchen die Mängel ihres Polizei- und Justizapparats durch eine übermäßig harte Strafpraxis zu überdecken. In anderen wiederum ist die Strafverfolgung durch ein zu schwaches Rechtssystem eingeschränkt. Solche Unterschiede sind zu bedenken, wenn Informationen über Gefängnisse und Gefangene international vergleichend nebeneinandergestellt werden.
Daten für einen derartigen Vergleich enthält die vom Institute for Criminal Policy Research in London veröffentlichte „World Prison Population List“. Sie erfasst die Anzahl der Strafgefangenen und Untersuchungshäftlinge in über 220 Staaten und Territorien, zuletzt für die Jahre 2016-18, zum Teil auch weiter zurückliegende Jahre. Ihr zufolge sind weltweit fast 11 Mio Menschen in Haftanstalten eingesperrt. Dabei fehlen aber noch Angaben z.B. für die Gefangenenlager in Nordkorea oder die „Umerziehungslager“ in China.
Die größte Gefängnispopulation (2,1 Mio Häftlinge) findet sich in den USA. Dort sitzen 655 von jeweils 100 000 Einwohnern hinter Gittern. Quoten von über 500 Gefangenen je 100 000 Einw. weisen aber u.a. auch El Salvador, Turkmenistan, Thailand und Kuba auf. In Russland hat die Gefangenenquote in den vergangenen Jahren weiter abgenommen, bleibt (mit 373) aber dennoch vergleichsweise hoch. Deutliche Anstiege verzeichneten zuletzt u.a. Nikaragua, Ägypten, Indonesien und die Türkei. In der EU haben Litauen (235), Tschechien (200) und Polen (196) das härteste Strafregime. Deutschland bewegt sich (mit 77) im unteren Mittelfeld. Weit niedrigere Quoten werden vor allem aus Entwicklungsländern gemeldet, in denen nur eine lückenhafte Strafverfolgung stattfindet.
Ausgabe: | 10/2019 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |
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