Demografische Dividende
Infografik Nr. 603177
Die meisten Entwicklungs- und Schwellenländer durchlaufen eine Phase des demografischen Übergangs, in dem die vorher hohen Geburtenzahlen sinken und sich auf niedrigerem Niveau einpendeln. Diese Abkehr von der traditionellen Bevölkerungsweise zieht weitreichende Veränderungen im Altersaufbau der jeweiligen Gesellschaft nach sich. Für eine Übergangszeit sinkt der Anteil der Kinder an der Gesamtbevölkerung. Da die Jahrgänge der Alten wegen der begrenzten Lebenserwartung aber meist noch nicht sehr stark besetzt sind, stellen die Menschen im erwerbsfähigen Alter – zwischen 15 und 64 Jahren – einen höheren Anteil an der Bevölkerung als je zuvor. Dieser Anteil schrumpft erst wieder, wenn mit sinkender Sterblichkeit mehr Menschen ein hohes Alter erreichen. In der Zwischenzeit eröffnet sich eine Chance, das betreffende Land wirtschaftlich und sozial ein großes Stück voranzubringen. Wenn es gelingt, erntet es eine „demografische Dividende“.
Ein hoher Bevölkerungsanteil der mittleren Altersgruppen ist nur eine Voraussetzung dafür. Er bedeutet zunächst, dass sie insgesamt weniger Kinder versorgen müssen, als es vor dem Geburtenrückgang der Fall war. So können sie ihren Kindern größere Aufmerksamkeit zukommen lassen, sie besser ernähren und gesund erhalten, ihnen eine bessere Bildung ermöglichen und sie für ein produktiveres Leben vorbereiten. Dafür ist es aber erforderlich, dass die eigenständige Rolle vor allem der Frauen und Mädchen gestärkt wird. Mädchen und Jungen müssen gleichermaßen von erhöhten Bildungsanstrengungen profitieren. Junge Frauen müssen durch sexuelle Aufklärung und Hilfen zur Familienplanung, durch Gesundheitsvorsorge und Kinderbetreuung in die Lage versetzt werden, ihr eigenes Leben zu gestalten und ihren Platz im Wirtschaftsleben einzunehmen.
Es müssen Arbeitsplätze entstehen, die Männern und Frauen einen anständigen Lohn gewähren, und es muss Raum für wirtschaftliche Selbstständigkeit geben. Auf diese Weise wird das Arbeitskräftepotenzial besser genutzt und die gesamtwirtschaftliche Leistung gesteigert. Es steigt auch der Lebensstandard der einzelnen Familien, die mehr in ihre Kinder investieren und zugleich Rücklagen fürs Alter bilden können. Aufgabe des Staates ist es, eine solche Entwicklung zu fördern: durch Investitionen ins Bildungs- und Gesundheitswesen, Ausbau der Infrastruktur, eine funktionierende Verwaltung und eine gute Regierungsführung. Dass es gelingen kann, zeigt das Beispiel einiger ostasiatischer Staaten, die im Lauf einer Generation ihre wirtschaftliche Leistungskraft vervielfachten und damit ihre demografische Dividende einfuhren.
Ausgabe: | 06/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |