Die Spanische Grippe 1918/19

Die Spanische Grippe 1918/19

Infografik Nr. 603192

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Die sogenannte Spanische Grippe von 1918-19 war lange nur eine historische Fußnote zum Ersten Weltkrieg und allenfalls für Epidemiologen von Interesse. Erst im Zuge der Corona-Pandemie erhielt sie wieder verbreitete Aufmerksamkeit.

Die Zeitgenossen vermuteten ein Bakterium hinter der „Spanischen Grippe“, erst 1933 wurde entdeckt, dass es sich um das Influenza-Virus H1N1 handelte. Das Virus infizierte nach Schätzungen 500 Millionen Menschen, ein Drittel der damaligen Weltbevölkerung.

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Die sogenannte Spanische Grippe von 1918-19 war lange nur eine historische Fußnote zum Ersten Weltkrieg und allenfalls für Epidemiologen von Interesse. Erst im Zuge der Corona-Pandemie erhielt sie wieder verbreitete Aufmerksamkeit, gilt sie doch als Prototyp, den man studieren muss, will man moderne Pandemien verstehen und gegen sie gewappnet sein. Die Zeitgenossen vermuteten ein Bakterium hinter der „Spanischen Grippe“, erst 1933 wurde entdeckt, dass es sich um das Influenza-Virus H1N1 handelte. Das Virus infizierte nach Schätzungen 500 Millionen Menschen, ein Drittel der damaligen Weltbevölkerung. Solche Zahlen sind allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet. So gibt es auch zur Sterblichkeit unterschiedlichste Schätzungen, die von 17,5 Millionen bis zu 100 Millionen Todesopfern reichen. Die meisten nehmen eine Zahl um 50 Millionen an. Diese hohen Opferzahlen sind nicht allein der Letalität des Virus geschuldet, sondern müssen im Kontext der damaligen Gesundheitsversorgung, noch nicht beherrschter Krankheiten wie Tuberkulose und der Bedingungen eines Weltkriegs gesehen werden.

Der geografische Ursprung der „Spanischen Grippe“ ist unklar – Spanien war es jedenfalls nicht. Ihren Namen erhielt die Pandemie nur deshalb, weil die Presse in Spanien damals als erste breit über die neue Infektionskrankheit berichtete. Als erster bekannter Infizierter lässt sich ein Koch in einem Militärlager in Kansas, USA, ausmachen: Bei ihm wurde das Virus am 4. März 1918 erstmals diagnostiziert. Wohl über amerikanische Soldaten gelangte das Virus an die Kriegsfronten in Europa, von wo aus es sich nach Nordafrika und Indien verbreitete. Parallel dazu erreichte es auch Ostasien und Südamerika. In dieser ersten Welle im Frühjahr waren die Symptome mild, nur wenige Infizierte starben. Die zweite Welle im Herbst aber forderte massive Todesopfer, gerade auch unter jungen Menschen, weshalb die „Spanische Grippe“ zu den verheerendsten Pandemien überhaupt gehört. Warum nun auf einmal so viele Infizierte starben, ist nicht geklärt. Möglicherweise hatte sich – durch genetische Mutation oder Rekombination – ein neuer, tödlicherer Virusstamm gebildet. Die wesentlich höheren Todesraten in der zweiten Welle sind im ZAHLENBILD am Beispiel Großbritanniens erkennbar, für das relativ zuverlässige Daten vorliegen. In der dritten Welle im Frühjahr 1919 stiegen die Opferzahlen noch einmal an, wenn auch nicht mehr so stark.

Der Verlauf in Wellen ähnelt späteren, weit weniger folgenschweren Influenza-Pandemien: der Asiatischen Grippe von 1957, der Hongkong-Grippe von 1968 und der „Schweinegrippe“-Pandemie von 2009. Ob auch die Corona-Pandemie (kein Influenza-Virus) einen ähnlichen Verlauf nehmen wird, bleibt abzuwarten.

Ausgabe: 11/2020
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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