Interpol - ein globales Polizeinetzwerk
Infografik Nr. 621221
Interpol ist die zweitgrößte internationale Organisation nach der UNO. Mit 194 Mitgliedsländern umfasst sie so gut wie alle Staaten der Erde. Zugleich ist sie die älteste zwischenstaatliche Polizeiorganisation. 1914 trafen sich in Monaco Polizisten und Juristen aus 24 Ländern, um auf dem Ersten Internationalen Kriminalpolizeilichen Kongress Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gegen die grenzüberschreitende Kriminalität zu beraten. Der Erste Weltkrieg unterbrach das Vorhaben, doch 1923 begründete ein zweiter Kongress die Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission (IKPK) mit Sitz in Wien. Der nächste Rückschlag kam, als Nazideutschland 1938 Österreich annektierte und die IKPK unter seine Kontrolle brachte: Die meisten Mitgliedstaaten traten aus, die Organisation war damit praktisch tot. 1946 ergriff Belgien die Initiative zur Wiederbelebung. Neuer Sitz wurde Frankreich, als Telegrammadresse diente die Abkürzung INTERPOL (für "International Police") – heute die geläufige Kurzbezeichnung der Organisation. Deren vollständiger Name lautet seit 1956 Internationale Kriminalpolizeiliche Organisation (IKPO).
Das Ziel von Interpol besteht gemäß ihren Statuten darin, "eine möglichst umfassende gegenseitige Unterstützung aller kriminalpolizeilichen Behörden" in den Mitgliedstaaten sicherzustellen. Im Mittelpunkt ihrer Zusammenarbeit steht der Kampf gegen das internationale Verbrechen mit all seinen Erscheinungsformen – vom Drogenhandel bis zum Terroismus und vom Kunstraub bis zur Cyberkriminalität. Die Struktur von Interpol entspricht einem Netz, dessen Knotenpunkte die Nationalen Zentralbüros sind. Die Zentralbüros (in Deutschland übernimmt das Bundeskriminalamt diese Funktion) verbinden die nationalen Polizeibehörden untereinander und mit dem Generalsekretariat, der Kommunikationszentrale von Interpol mit Sitz in Lyon. Interpol betreibt ein Lage- und Krisenreaktionszentrum, das mit Standorten in Buenos Aires, Lyon und Singapur rund um die Uhr erreichbar ist, und stellt seinen Mitgliedern das globale Kommunikationssystem "I-24/7" zur Verfügung. Aus mehreren zentralen Datenbanken können Informationen u.a. zur Personenfahndung und zu gestohlenen Fahrzeugen, Reisepapieren oder Kunstwerken abgerufen werden.
Über Interpol werden auch internationale Fahndungen (sogenannte notices) ausgeschrieben. Anders als beim Europäischen Haftbefehl liefern sie keine Rechtsgrundlage für Exekutivmaßnahmen. So prüft in Deutschland zunächst das BKA, ob eine Interpol-Fahndung mit deutschem Recht vereinbar ist, bevor die Polizei aktiv wird. Generell erfolgt die Kooperation im Rahmen von Interpol auf freiwilliger Basis und unterliegt in jedem Mitgliedstaat den dort geltenden Gesetzen.
Ausgabe: | 12/2018 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |