Hybride Kriegsführung

Hybride Kriegsführung

Infografik Nr. 621209

Der Begriff „hybride Kriegführung“ ist seit der Ukraine-Krise 2014 in aller Munde und gilt als eine der größten Bedrohungen für den Westen. Was genau ist damit gemeint? Und inwiefern passt das Konzept zum russischen Vorgehen gegen die Ukraine?

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Der Krieg hatte schon immer viele Gesichter und wird seit jeher mit allen Mitteln menschlicher List geführt, auch jenseits physischer Gewalt. Insofern ist das, was Politikwissenschaftler erst in jüngster Zeit als „hybride Kriegführung“ bezeichnen, nichts Neues: Schon immer wurden im Rahmen bewaffneter Konflikte militärische Mittel von nicht-militärischen Operationen flankiert, waren in diesem Sinne also „hybrid“. Doch moderne Technologien wie die Digitalisierung und das Internet verleihen der hybriden Kriegführung eine ganz neue Qualität. So meint der Begriff heute eine komplex angelegte Strategie, die viele verschiedene Elemente miteinander verzahnt. Nach wie vor zum Einsatz kommen ● militärische Mittel, aber sie bilden nur noch den Teil eines größeren Ganzen. Und auch bei ihnen kommen Mischformen vor: Neben reguläre, offene Kampfhandlungen treten irreguläre Aktionen wie verdeckte Operationen von Spezialeinheiten oder die Unterstützung von Rebellen oder Terroristen auf dem Territorium des Gegners. Das ermöglicht den dahinterstehenden Staaten, eigene Kräfte zu schonen und die eigene Kriegsbeteiligung zu verschleiern. Kennzeichnend für die moderne Form hybrider Kriegführung ist aber vor allem die wachsende Bedeutung ● nicht-militärischer Mittel: Cyberangriffe sabotieren gegnerische IT-Systeme, zielen auf öffentliche Dienstleistungen, Industrien oder Kritische Infrastrukturen und greifen Informationen ab; über wirtschaftlichen Einfluss wird Druck ausgeübt; zudem werden Kampagnen zur Desinformation betrieben, um eigene Narrative zu verbreiten und gegnerische Gesellschaften zu destabilisieren.

Verstärkte Aufmerksamkeit bekam das Konzept der hybriden Kriegführung nach der Ukraine-Krise 2014, denn am Beispiel des russischen Vorgehens lassen sich dessen typischen Merkmale beobachten. So besetzten im Februar 2014 irreguläre Truppen ohne Hoheitszeichen, „grüne Männchen“, die Krim-Halbinsel und hinderten die ukrainische Armee am Eingreifen. Damit fiel die Krim faktisch unter russische Kontrolle. Moskau stritt eine Beteiligung zunächst ab und räumte erst später ein, dass die „grünen Männchen“ russische Spezialeinheiten waren. In der Ost-Ukraine unterstützte Moskau prorussische Separatisten und fachte einen Bürgerkrieg an, der zur Bildung zweier russlandfreundlicher Territorien innerhalb der Ukraine führte. Auch ökonomische Mittel wurden als Druckmittel eingesetzt, insbesondere im Kontext russischer Gaslieferungen an die Ukraine. Nicht zuletzt begleitete Moskau sein Vorgehen in der Ukraine durch eine Desinformations-
Kampagne, die auch auf den Westen abzielt: In prorussischen Medien und Internetplattformen wurde die ukrainische Führung als eine Bande drogensüchtiger Nazis diffamiert. 2022 ging Moskau schließlich zum offenen Konflikt über, als seine regulären Streitkräfte in der Ukraine einfielen.

Ausgabe: 09/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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