Wird der Hunger besiegt?

Wird der Hunger besiegt?

Infografik Nr. 670090

Auf dem Welternährungsgipfel von Rom legten die versammelten Staaten 1996 das feierliche Versprechen ab, die Zahl der Hungernden in der Welt bis 2015 auf die Hälfte zu senken. Der Millenniumsgipfel im Jahr 2000 nahm in seinen Zielkatalog das Vorhaben auf, den prozentualen Anteil der chronisch Unterernährten an der Bevölkerung der Entwicklungsländer bis 2015 zu halbieren. Zumindest das zweitgenannte Ziel scheint erreicht worden zu sein.

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Auf dem Welternährungsgipfel von Rom legten die versammelten Staaten 1996 das feierliche Versprechen ab, die Zahl der Hungernden in der Welt bis 2015 auf die Hälfte zu senken. Der Millenniumsgipfel im Jahr 2000 nahm in seinen Zielkatalog das Vorhaben auf, den prozentualen Anteil der chronisch Unterernährten an der Bevölkerung der Entwicklungsländer bis 2015 zu halbieren. Zumindest das zweitgenannte Ziel scheint erreicht worden zu sein: Nach Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) sank der Anteil der Unterernährten von über 23 % im Zeitraum 1990-92 auf etwa 11 % im Jahr 2015, stagniert seitdem aber auf diesem Niveau. Die absolute Zahl der Hungernden ging ebenfalls zurück, aber von einer Halbierung kann keine Rede sein: Litten 1990-92 weltweit mehr als 990 Mio Menschen Hunger, waren es 2015 noch immer über 785 Mio. Und in den Jahren nach 2015 nahm die Zahl der Hungernden weltweit sogar wieder zu: 2018 lag sie bei mehr als 820 Mio. Das zeigt, welche enormen Anstrengungen nötig sind, um den Hunger in der Welt bis 2030 vollständig zu beseitigen – genau das hat sich nämlich die Staatengemeinschaft in den neuen Nachhaltigkeitszielen der UN vorgenommen.  

Bei den genannten Kennzahlen zeigen sich weiterhin deutliche regionale Unterschiede. Am meisten von Hunger betroffen ist Afrika südlich der Sahara, wo 2018 fast jeder Vierte (23 %) chronisch unterernährt war. Zuletzt nahm dieser Anteil wieder zu, und auch die Zahl der Hungernden stieg in dieser Region am stärksten an; 2018 lag sie bei knapp 240 Mio. Treibende Faktoren waren gewaltsame Konflikte, aber auch extreme Wetterereignisse, insbesondere Dürren. Auch in Mittel- und Südamerika nahmen die Quoten der Unterernährung zu; ursächlich waren ökonomische Probleme, besonders in Venezuela. Deutlich höher als auf dem lateinamerikanischen Festland war der Anteil der Hungernden jedoch in der Karibik (18 %). Dagegen waren die meisten Regionen Asiens erfolgreich bei der Bekämpfung des Hungers. In Westasien allerdings verschlechterte sich die Lage seit 2010 – eine Folge der Bürgerkriege, die im Zuge des „Arabischen Frühlings“ ausbrachen. In Südasien ist die Situation noch immer dramatisch, doch immerhin sank dort sowohl die Zahl der Unterernährten als auch ihr Anteil an der Bevölkerung deutlich ab.       

2019 legte die FAO erstmals auch Daten zur Nahrungsmittelunsicherheit vor – in schwerer Form ist sie eng mit Hungerleiden verbunden, in moderater Form bedeutet sie, dass Menschen bei Qualität und Menge ihrer Ernährung Abstriche machen müssen. Rechnet man alle Menschen in einer solchen Situation zu den Hungernden hinzu, haben weltweit mehr als 2 Mrd Menschen keinen sicheren Zugang zu Lebensmitteln.

Ausgabe: 09/2019
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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