Verschiebungen in der Weltwirtschaft seit 1990

Verschiebungen in der Weltwirtschaft seit 1990

Infografik Nr. 632182

Zwischen den westlich orientierten Industriestaaten und den neuen Wirtschaftsriesen wie China und Indien ist ein verbissenes Ringen um wirtschaftlichen und politischen Einfluss im Gang. Gemessen an der Kaufkraft hat die Wirtschaftsleistung Chinas die der USA und der EU längst überflügelt. Unser Diagramm zeigt Ihnen, in wie kurzer Zeit sich diese umstürzende Entwicklung vollzog.

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In den gut drei Jahrzehnten seit dem Ende des Kalten Krieges und dem Niedergang des sowjetischen Imperiums durchlief die Welt weitere massive Veränderungen. Diese waren vorwiegend wirtschaftlicher Art, zogen aber auch tiefgreifende weltpolitische Verschiebungen nach sich. Zusammenfassen lässt sich diese Entwicklung unter dem Stichwort der Globalisierung. Erst mit dem Ende der Blockspaltung wurde es möglich, einen umfassenden Weltmarkt entstehen zu lassen, in dem Güter und Kapital freier als je zuvor zirkulieren konnten.
Dabei waren die weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Gewichte Anfang der 1990er Jahre noch fest verteilt. Politisch wie wirtschaftlich nahmen die USA eine unangefochtene Machtposition ein. Die EU mit damals zwölf Mitgliedstaaten hatte ihre großen Erweiterungen noch vor sich. Japan stand auf dem Gipfel seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Daneben strebten die asiatischen „Tigerstaaten“ mit starker Dynamik nach vorn. Aber die großen Schwellenländer ließen erst allmählich ihr Potenzial erkennen.
Was folgte, waren drei Jahrzehnte, in denen China mit seinem Kapitalismus eigener Prägung zur Weltwirtschaftsmacht aufstieg. Innerhalb weniger Jahre verwandelte sich das bevölkerungsreichste Land der Erde in die Werkbank der Welt, stieg zum Exportweltmeister auf und wurde zum lohnenden Standort für Investitionen aus der übrigen Welt. Die Krisen, die den westlichen Staaten schwer zu schaffen machten, insbesondere die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/09, gingen an China ohne tiefere Einbrüche vorüber. Erst die Corona-Pandemie ab 2020 bremste den Aufwärtsdrang der chinesischen Wirtschaft ab und legte größere Strukturprobleme bloß.
Nichtsdestotrotz entfällt auf China 2023 ein Anteil von knapp 19 % der kaufkraftbereinigten Weltwirtschaftleistung. Die USA, die bis 2017 noch gleichauf mit China lagen, fallen auf einen Anteil von 15,4 % zurück. 1990 repräsentierten sie noch 21,5 % der globalen Wirtschaftsleistung. Einen ähnlichen Verlauf nahm die Entwicklung der heutigen EU-27, die 2023 mit einem Anteil von 14,6 % noch hinter den USA rangiert. Noch größer war der Positionsverlust Japans, das von 9,1 % (1990) in langen Jahren der Stagnation und Deflation auf 3,7 % des Welt-BIP (2023) zurückfiel. Unterdessen schickt sich Indien an, als inzwischen volkreichstes Land der Erde einen Platz unter den führenden Wirtschaftsmächten zu erobern. Die politischen Konsequenzen dieser weltwirtschaftlichen Machtverschiebungen sind bereits sichtbar, etwa im Bestreben der Schwellenländer-Organisation BRICS, die Dominanz der USA zurückzudrängen.

Ausgabe: 10/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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