Gescheiterte Ehen

Gescheiterte Ehen

Infografik Nr. 021205

Rund zwanzig Jahre nach dem "Scheidungsgipfel" von 2003/04 hat die Zahl der Ehescheidungen in Deutschland einen neuen Tiefstand erreicht. Verfolgen Sie die Entwicklung seit der deutschen Einigung!

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Für das Zusammenleben zwischen Mann und Frau gibt es in unserer Gesellschaft keine allgemeinverbindlichen sozialen und weltanschaulichen Orientierungsmuster mehr. Noch immer ist die Ehe die wichtigste Form dauerhafter Paarbeziehung, aber sie unterliegt einem fortwährenden Wandel. Im Vergleich zu früheren Epochen hat die Ehe heute einen privateren und intimeren Charakter und wird viel weniger von gesellschaftlichen Konventionen und wirtschaftlichen Erwägungen bestimmt. Der Kitt, der sie zusammenhält, ist die Liebe und das Vertrauen zwischen den Partnern. Geht diese emotionale Bindung verloren, gilt die Ehe als gescheitert. Dann ist die Scheidung oft die unvermeidliche Konsequenz.

In den Anfangsjahren der Bundesrepublik zerbrachen auffällig viele Ehen, weil sie den Anforderungen des Nachkriegsalltags nicht gewachsen waren oder die Partner sich durch lange Trennung auseinandergelebt hatten. Es folgten einige ruhigere, familienbetonte Jahre, dann nahm die Scheidungshäufigkeit ab 1956 fast kontinuierlich zu. Die Reform des Scheidungsrechts (1977) unterbrach diese Entwicklung für einige Jahre. Sie brachte den Übergang vom Schuldprinzip, nach dem eine Ehe nur geschieden werden konnte, wenn ein Partner schwere Eheverfehlungen begangen hatte, zum Zerrüttungsprinzip, das die Scheidung allein vom Scheitern der ehelichen Lebensgemeinschaft abhängig macht. Außerdem wurde der vermögens- und versorgungsrechtliche Ausgleich zwischen den Geschiedenen neu geregelt.

In der ehemaligen DDR wurde im Durchschnitt früher geheiratet als im Westen – nicht zuletzt wegen der staatlichen Vergünstigungen für junge Familien –, aber die Ehen gingen auch schneller wieder auseinander. Mit der deutschen Einigung wurde auch in den neuen Ländern das bundesdeutsche Scheidungsrecht eingeführt. Diese Umstellung und die insgesamt grundlegend veränderten Lebensumstände ließen die Scheidungszahlen im Osten schlagartig sinken, ehe sie ab 1992 allmählich wieder zunahmen.

Scheidungen betreffen nicht nur die beteiligten Partner. In jeder zweiten geschiedenen Ehe sind minderjährige Kinder vorhanden. So wurden in Deutschland seit 1991 mehr als 4,5 Millionen Kinder zu „Scheidungswaisen“. Inzwischen ist der Scheidungsgipfel jedoch überschritten. Gingen 2003/04 bundesweit jeweils 214 000 Ehen auseinander, so waren es 2023 nur noch rund 129 000, was auch mit der seit langem rückläufigen Heiratshäufigkeit zu tun hat. Legt man das aktuelle Scheidungsgeschehen in den einzelnen Heiratsjahrgängen zugrunde, zeigt sich, dass von den Ehen in den ersten 25 Jahren ihrer Dauer etwa jede vierte geschieden wird.

Ausgabe: 11/2024
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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