Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)

Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)

Infografik Nr. 141272

Gesetzlich Versicherte werden beim Arzt grundsätzlich kostenlos behandelt. Oft werden ihnen in der Arztpraxis aber zusätzliche Leistungen angeboten, die sie aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Ob die sinnvoll und nützlich sind, steht auf einem anderen Blatt. Was sind besonders häufig genutzte Leistungen und was kosten sie die Patienten unter dem Strich?

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Im System der gesetzlichen Krankenversicherung haben die Versicherten Anspruch auf eine ausreichende, bedarfsgerechte, dem allgemeinen Stand der Wissenschaft entsprechende medizinische Versorgung. Untersuchungen, Behandlungen und Verordnungen nach dem gemeinsamen Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung sind für sie grundsätzlich kostenlos. Häufig werden ihnen in der Arztpraxis aber zusätzliche Leistungen angeboten, die sie aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Bei diesen individuellen Gesundheitsleistungen, kurz: IGeL, handelt es sich um diagnostische Verfahren oder Therapien, deren Nutzen, Unbedenklichkeit und Wirtschaftlichkeit noch nicht ausreichend belegt sind und die deshalb (noch) nicht in den Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung einbezogen wurden. Die Entscheidung darüber trifft der Gemeinsame Bundesausschuss, der sich aus Vertretern der Kassen, der Vertragsärzte und der Krankenhäuser zusammensetzt.

Die Zahl der angebotenen IGeL nimmt ständig zu und damit auch die Höhe der finanziellen Aufwendungen durch die Patienten. In seinem „IGeL-Report“ 2024 legt der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbands dazu Ergebnisse einer repräsentativen Befragung vor. Danach gaben die gesetzlich Versicherten im Lauf eines Jahres mindestens 2,4 Milliarden Euro für solche Selbstzahlerleistungen aus. Bei den am häufigsten in Anspruch genommenen Leistungen handelt es sich um Früherkennungsuntersuchungen wie den Ultraschall der Gebärmutter und der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung, die Messung des Augen - innendrucks zur Glaukom-Früherkennung oder die Bestimmung des PSA-Werts zur Früherkennung von Prostatakrebs. 41 % der Frauen und 22 % der Männer gingen auf solche Zusatzleistungen ein.

Der IGeL-Report kritisiert, dass eine ganze Reihe von fragwürdigen Leistungen angeboten werden, bei denen der mögliche Schaden den Nutzen überwiegt. Auf der Website www.igel-monitor.de ist eine Liste von 56 Selbstzahlerleistungen abrufbar, zu denen wissenschaftliche Bewertungen vorliegen. Davon werden 4 als „negativ“ und weitere 26 als „tendenziell negativ“ beurteilt. Bei 23 ist das Verhältnis von Nutzen und Schaden „unklar“ und nur 3 gelten als „tendenziell positiv“. Eindeutig „positiv“ bewertet ist keine.

Wie die Befragung für den IGeL-Report ergab, fehlt es den meisten Patienten an Wissen, um sich bewusst für oder gegen eine IGeL entscheiden zu können. Zwei Drittel der Befragten gingen fälschlicherweise davon aus, es handle sich um eine medizinisch notwendige Leistung. Nicht wenige fühlten sich in der Arztpraxis auch unter Druck gesetzt, sich für die Zusatzleistung zu entscheiden. 

Ausgabe: 02/2025
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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