Energieimportabhängigkeit der EU-Staaten
Infografik Nr. 755025
Die EU ist bei ihrer Energieversorgung in hohem Maße vonImporten abhängig. Mehr als die Hälfte ihres Verbrauchs muss sie durch Einfuhren decken, und diese verteilen sich auch noch auf wenige Lieferländer. Nicht alle Länder sind aber im gleichen Maße auf Energieimporte angewiesen.
In der Energiepolitik geht zwischen den EU-Ländern noch wenig zusammen. Jeder Mitgliedstaat setzt auf sein eigenes Versorgungsmodell, auch die Vernetzung der Gas- und Stromversorgung ist zum Teil noch unzulänglich. Dabei sind alle EU-Länder von Energieimporten abhängig und damit anfällig für Blockaden, die ihre Versorgungssicherheit gefährden. Seit Anfang der 1990er Jahre importiert die EU-27 mehr Energie als sie selbst produziert. 2020 lag die Energieimportabhängigkeit im Durchschnitt aller EU-Staaten bei 57 % des Bruttoverbrauchs. In den 1980er Jahren hatte diese Quote noch weniger als 40 % betragen. Am höchsten ist die Importabhängigkeit bei Rohöl und Mineralölerzeugnissen (97 %) sowie bei Gas (84 %).
Unter den Mitgliedstaaten variieren die Abhängigkeitsquoten aber zum Teil erheblich. So sind Zypern oder Malta fast vollständig auf Importe angewiesen, um ihren Energiebedarf zu decken. Deutschland liegt mit 64 % deutlich darunter, aber oberhalb des Durchschnitts. Dagegen haben Schweden, Rumänien und Estland die niedrigsten Abhängigkeitsquoten. Das hängt einerseits mit dem heimischen Energiebedarf zusammen, der in einem weniger entwickelten und bevölkerungsärmeren Land entsprechend geringer ausfällt als in den bevölkerungsreichen Industriestaaten Westeuropas. Anderseits spielt auch die eigene Ressourcenausstattung eine Rolle. So war etwa Dänemark dank seiner Öl- und Gaslagerstätten in der Nordsee (und zunehmend auch seiner Windkraftanlagen) lange sogar Nettoexporteur von Energie. Das änderte sich jedoch ab 2013, und inzwischen liegt Dänemarks Energieimportquote bei 45 %.
Die Energieimportabhängigkeit der EU wird noch dadurch verstärkt, dass sie ihre Einfuhren aus relativ wenigen Lieferländern bezieht. Bei Erdgas und Erdöl stehen seit langem Russland und Norwegen an der Spitze, in den letzten Jahren sind die USA zu einem weiteren Hauptlieferanten aufgestiegen. Festbrennstoffe wie Kohle bezieht die EU vor allem aus Russland, den USA und Australien.
Die Risiken der Abhängigkeit vom Energielieferanten Russland führte 2022 Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine mit ungeahnter Dringlichkeit vor Augen. Doch schon durch die Ukraine-Krise von 2014 hatten Bemühungen um eine gemeinsame Energiepolitik der EU Auftrieb erhalten. So legte die EU-Kommission 2015 eine Strategie für eine Energieunion vor, zu deren Schwerpunkten die Versorgungssicherheit zählt. Wichtige Pfeiler sind die Diversifizierung der Lieferanten, ein breiterer Energiemix, eine effizientere Energieproduktion und eine verbesserte Energieinfrastruktur. Erschwert wird eine Energieunion jedoch von den immer noch sehr unterschiedlichen Energiestrategien der EU-Mitgliedstaaten.
Ausgabe: | 04/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |