Europawahlen in Deutschland 1979-2014

Europawahlen in Deutschland 1979-2014

Infografik Nr. 715368

Europawahlen in Deutschland 1979-2014

Die deutschen Direktwahlen zum Europäischen Parlament standen immer unter doppeltem Vorzeichen: Einerseits spiegelte sich in ihnen das euro ...

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Europawahlen in Deutschland 1979-2014

Die deutschen Direktwahlen zum Europäischen Parlament standen immer unter doppeltem Vorzeichen: Einerseits spiegelte sich in ihnen das europapolitische Interesse der Wahlbürger und die Bedeutung, die sie dem Europaparlament beimaßen; andererseits bildeten sie auch stets die politische Stimmung in Bezug auf die bundesdeutsche Politik ab. Nimmt man die Wahlbeteiligung als Ausdruck des Engagements für die europäische Sache, zeigt sich eine deutlich abwärtsgerichtete Tendenz. Nahmen an der ersten Direktwahl 1979 noch 65,7 % der Wahlberechtigten teil, so waren es 2004 und 2009 nur noch rund 43 % – Ausdruck einer verbreiteten Europamüdigkeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Dass die EU zunehmend als komplizierter, vom Alltag der Wähler abgehobener Apparat verstanden wurde, mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Erst 2014 stieg die Wahlbeteiligung in einem günstigeren Umfeld wieder an, blieb mit 48,1 % aber nach wie vor deutlich niedriger als bei einer Bundestagswahl.

Die Wahlergebnisse waren dagegen stark vom Meinungsklima bezüglich der deutschen Politik geprägt. In allen Europawahlen von 1979 bis 2014 erwies sich die CDU/CSU als stärkste Kraft. Ihr gelang es, zumal in der Ära Kohl, sich den Wählern und Wählerinnen als „die“ Europapartei zu präsentieren und damit meist bessere Stimmenresultate zu erzielen als bei den zeitnahen Bundestagswahlen. Dennoch musste auch sie 1989, Monate vor dem Fall der Mauer, in einer „Denkzettelwahl“ empfindliche Stimmeneinbußen hinnehmen. Die SPD, die sich schwer vom Image einer europadistanzierten Partei lösen konnte, erlebte 2004 einen noch größeren Rückschlag, von dem sie sich erst 2014 einigermaßen erholen konnte. Die FDP stand europapolitisch stets im Schatten der CDU/CSU; 2014 schnitt sie mit einem mageren Ergebnis ab, das ihrem Bedeutungsverlust bei der Bundestagswahl und den jüngsten Landtagswahlen entsprach.

Auf Grund der niedrigeren Wahlbeteiligung können sich europakritische oder -gegnerische Parteien bei Europawahlen meist stärker profilieren als bei nationalen Wahlentscheidungen. 2014 kam die Alternative für Deutschland, eine erst im Vorjahr aus Protest gegen die Euro-Rettungspolitik gegründete Partei, auf einen Stimmenanteil von mehr als 7%. Maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang der Europawahl 2014 hatte daneben die Aufhebung der Sperrklausel durch das Bundesverfassungsgericht: Sie hatte zur Folge, dass sieben Kleinparteien, deren Stimmenresultat zum Gewinn eines Mandats ausreichte, ins Europäische Parlament einzogen. Damit sind in der Wahlperiode 2014-2019 insgesamt 14 Parteien aus Deutschland in Straßburg und Brüssel vertreten.

Ausgabe: 07/2014
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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