EU-Haushalt: Zahler und Empfänger

EU-Haushalt: Zahler und Empfänger

Infografik Nr. 725252

Um das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen in der EU wird seit den Anfängen der Gemeinschaft gestritten, obwohl der Nutzen der europäischen Einigung weit über rechnerisches Kleinklein hinausgeht. Die EU-Kommission veröffentlicht die entsprechenden Zahlen auch gar nicht mehr. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat diese Lücke jetzt aber ausgefüllt.

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„We want our money back“. Mit dieser Forderung trat die britische Premierministerin Thatcher ihren europäischen Kollegen auf dem Europa-Gipfel in Dublin 1979 gegenüber. Ihr Argument: Großbritannien leiste einen überproportionalen Beitrag zum EU-Haushalt, profitiere andererseits aber nur wenig von der gemeinsamen Agrarpolitik, dem Ausgabenschwerpunkt des Haushalts. Nach lähmenden Debatten über diesen Streitpunkt beschloss der Europäische Rat 1984 eine massive Entlastung Großbritanniens, den sogenannten Britenrabatt, der von den übrigen Mitgliedstaaten seither anteilig getragen werden musste.

Die Forderung nach einem „juste retour“, die Aufrechnung von Zahlungen und finanziellen Rückflüssen begleitet die EU seit ihren Anfängen und ist nach wie vor nicht verstummt, auch wenn dieses einzelstaatliche Nützlichkeitsdenken der Idee der europäischen Solidarität widerspricht. Schließlich sind Umschichtungen von wohlhabenden zu weniger entwickelten Mitgliedstaaten unumgänglich, wenn – nach Art. 174 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union – der wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenhalt in der EU gefördert werden soll. Bei einer bloßen Gegenüberstellung von Zahlungen und Rückflüssen wird zudem leicht übersehen, was den eigentlichen Nutzen der europäischen Einigung ausmacht: Das friedliche Miteinander der Staaten, die wirtschaftliche Entfaltung im gemeinsamen Binnenmarkt, die offenen Grenzen, die Überwindung der traditionellen Kleinstaaterei durch die europäische Gemeinschaftspolitik oder durch engere Kooperation zwischen den Regierungen, die Schaffung eines europäischen Rechtsrahmens und vieles andere mehr.

Dennoch ist die Frage legitim, wer unterm Strich wie viel in die Gemeinschaft einzahlt oder von ihren Ausgabenprogrammen profitiert. Eine Antwort darauf fand sich bis 2019 in den Zahlen der Europäischen Kommission zum „operativen Haushaltssaldo“ der EU-Mitgliedstaaten. Dieser errechnete sich für jeden Mitgliedstaat als Differenz zwischen dem geleisteten nationalen Beitrag und den ihm zufließenden Haushaltsmitteln (ohne Verwaltungsausgaben). Für die gesamte EU war er ausgeglichen.

Inzwischen hat die Kommission die Veröffentlichung dieser Zahlen eingestellt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat dafür aber nach gleicher Methode nachgerechnet, wie sich die Netto-Beiträge und -Auszahlungen 2021 auf die EU-Mitglieder verteilten, nachdem Großbritannien die EU verlassen hatte. Mit Abstand größter Nettozahler war Deutschland mit 21,4 Mrd € vor Frankreich und den Niederlanden. Auf Seiten der 17 Nettoempfänger lag Polen mit 12,9 Mrd € weit vor allen übrigen Ländern.

Ausgabe: 12/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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