Regionale Unterschiede in der EU
Infografik Nr. 725367
Zu den vorrangigen Zielen der EU gehört es, das Leistungs- und Wohlstandsgefälle in ihrem Inneren allmählich einzuebnen. Der Weg dorthin erweist sich aber als lang und mühsam, zumal bisher jede EUErweiterung noch größere regionale Ungleichgewichte mit sich brachte. So lagen Irland, Griechenland, Spanien und Portugal bei ihrem Beitritt deutlich hinter den älteren Mitgliedsländern zurück. Gleiches gilt für den Osten Deutschlands, der 1990 hinzukam. Und mit ihrer Ost- und Süderweiterung nahm die EU weitere 13 Länder auf, deren wirtschaftliches Leistungsniveau noch weit unter dem EU-Durchschnitt lag.
Wie aus Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat hervorgeht, erwirtschafteten die 27 EU-Mitgliedstaaten (ohne Großbritannien) im Corona-Jahr 2020 ein Bruttoinlandsprodukt von 29 900 € je Einwohner. Hinter diesem Durchschnitt verbirgt sich jedoch ein nach wie vor großes Leistungsgefälle zwischen „armen“ und „reichen“ Ländern, zumal durch die Corona-Krise wieder neue Gräben aufgerissen wurden. Setzt man die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung der EU-27 gleich 100, erzielte Luxemburg – in kaufkraftgewichteten Werten – mehr als das Zweieinhalbfache (263), Bulgarien aber nur gut die Hälfte davon (55).
Die Leistungsdaten klaffen noch weiter auseinander, wenn einzelne EU-Regionen (NUTS-II-Gebiete: Regierungsbezirke oder kleinere Bundesländer in Deutschland, Régions in Frankreich, Provincies in den Niederlanden usw.) miteinander verglichen werden. So lebte 2020 mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung der EU-27 in Gebieten, die weniger als 75 % des durchschnittlichen Pro-Kopf-BIP der Gemeinschaft erzielten. Vierzehn Regionen (ohne Überseegebiete) erreichten sogar weniger als 50 % der durchschnittlichen Wirtschaftskraft. Diese rückständigen Gebiete erstrecken sich am östlichen Rand der Gemeinschaft von Polen über Ungarn bis nach Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Schlusslichter im europäischen Vergleich sind die bulgarischen Regionen Severozapaden und Severen centralen mit nur 36 bzw. 37 % des EU-Durchschnitts. Durch die Corona-Pandemie erlitten vor allem tourismusabhängige Gebiete in Spanien, Italien und Griechenland herbe Rückschläge gegenüber dem vorher bereits erreichten Stand.
Weit über dem Durchschnitt liegende Pro-Kopf-Werte zeigen sich in einem Band, das von Skandinavien über Deutschland, die Benelux-Staaten und Österreich bis nach Oberitalien reicht. Außerhalb dieser Kernzone nimmt Irland wegen der dort angesiedelten High-Tech-Firmen eine Sonderrolle ein. Zudem heben sich meist die Hauptstadtregionen durch eine gesteigerte Wirtschaftstätigkeit – zu der allerdings auch die Pendler aus den umliegenden Regionen beitragen – vom jeweiligen Landesdurchschnitt ab.
Ausgabe: | 11/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |