Vermögen in der Eurozone
Infografik Nr. 737955
Über welches Vermögenspolster verfügen die Haushalte in den Euro-Ländern? Wie haben Sie ihr Vermögen angelegt? Wie viele Schulden haben sie? Und wie gut sind sie für den Fall eines finanziellen Rü ...
Über welches Vermögenspolster verfügen die Haushalte in den Euro-Ländern? Wie haben Sie ihr Vermögen angelegt? Wie viele Schulden haben sie? Und wie gut sind sie für den Fall eines finanziellen Rückschlags gewappnet? Um solche Fragen beantworten zu können, benötigen Regierungen und Notenbanken verlässliche Informationen über die private Vermögenssituation. 2013 veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals Zahlen über die Vermögen der privaten Haushalte in der Eurozone. Inzwischen liegen Daten aus einer weiteren Erhebungswelle vor. Sie stützen sich auf Befragungen von etwa 84000 Haushalten in 18 Euro-Ländern sowie in Polen und Ungarn und beziehen sich zumeist auf die Jahre 2013 bis 2015, d.h. auf die Situation nach Ausbruch der Finanz- und der Eurokrise.
Wie die EZB-Studie zeigt, bestehen zwischen den Euro-Ländern große Unterschiede in der Zusammensetzung und der Verteilung der privaten Vermögen. Um sie zu verstehen, muss man historische, kulturelle und institutionelle Faktoren berücksichtigen. Das zeigt schon ein Vergleich des mittleren Nettovermögens der Haushalte zwischen den beteiligten Ländern. Das „mittlere“ Vermögen (der Median) teilt die Gesamtheit der Haushalte eines Landes in zwei Hälften, von denen die eine mehr, die andere weniger als den jeweiligen Medianwert besitzt; das Nettovermögen ergibt sich aus dem Bruttovermögen abzüglich der Schulden. Wenig überraschend ist die Spitzenposition Luxemburg mit einem mittleren Haushalts-Nettovermögen von 437500 €. Erstaunlich jedoch, dass Deutschland mit nur 60800 € auf einem der unteren Plätze rangiert – weit hinter Ländern wie Spanien (159600 €) oder Italien (146200 €), nur knapp vor Polen (57000 €), aber selbst hinter dem Euro-Krisenstaat Griechenland (65100 €).
Ist der „mittlere“ Haushalt in Deutschland tatsächlich schlechter gestellt als in den meisten anderen Euro-Ländern? Die Bundesbank nennt vor allem zwei Faktoren, die zum Verständnis dieses Ergebnisses wichtig sind: • Die EZB-Studie erfragt nur die unmittelbaren Vermögensbestände der Haushalte; sie lässt das Sozialvermögen, insbesondere die Ansprüche der Haushalte an die staatlichen Rentenkassen, außer Betracht. Wo die Sozialversicherung weniger Leistungen erbringt, spielt die private Vermögensvorsorge eine wichtigere Rolle als hierzulande. • Deutschland ist traditionell ein „Mieterland“; nur etwa 45 % der Deutschen besitzen ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung. Während der „mittlere“ Haushalt in den meisten anderen Euro-Ländern über eine eigene Immobilie verfügt, ist das in Deutschland nicht der Fall. Auf geringeren Wohlstand ist daraus aber nicht unbedingt zu schließen.
Ausgabe: | 01/2017 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |