Unterschiede im Preisniveau - ein europäischer Vergleich
Infografik Nr. 737986
Bei der Ermittlung der Preisniveau- und Kaufkraftunterschiede arbeiten 46 europäische Länder zusammen – neben der EU und ihren Beitrittskandidaten. Die Preiserhebungen erstrecken sich auf mehr als 2 400 Verbrauchsgüter und Dienstleistungen. Die dabei ermittelten Unterschiede sind beträchtlich.
Klug wirtschaftende Verbraucher vergleichen die Preise, um das für sie günstigste Angebot zu entdecken. Machen sie Urlaub im Ausland, freuen sie sich, wenn sie für den gleichen Betrag mehr bekommen als zu Hause (oder ärgern sich über höhere Preise). Die europäischen Statistischen Ämter gehen beim Preisvergleich systematischer vor und haben anderes im Sinn: Sie wollen die zwischen den einzelnen Ländern bestehenden Unterschiede des Preisniveaus und der Kaufkraft herausfinden, um anschließend die in Euro oder Pfund Sterling, Kronen oder Zloty bezifferten Wirtschaftsdaten dieser Länder auf einen gemeinsamen Nenner bringen zu können. Denn selbst der Euro ist nicht überall das Gleiche wert, so dass ein echter Vergleich für bestimmte wirtschaftliche Leistungsgrößen auch innerhalb der Eurozone nur möglich ist, wenn die Kaufkraftdifferenzen ausgeschaltet werden.
Bei der Ermittlung der Preisniveau- und Kaufkraftunterschiede arbeiten 46 europäische Länder zusammen – neben der EU und ihren Beitrittskandidaten u.a. auch die EFTA-Länder Schweiz, Norwegen und Island. Die Preiserhebungen erstrecken sich auf mehr als 2 400 Verbrauchsgüter und Dienstleistungen. Die dabei ermittelten Unterschiede sind beträchtlich. Während das Preisniveau der privaten Konsumausgaben in der Schweiz den EU-Durchschnitt 2019 um 57 % überstieg, blieb das EU-Mitglied Bulgarien um 49 % darunter. In der Schweiz muss die gleiche Güterpalette also mehr als dreimal so teuer bezahlt werden wie in Bulgarien. Deutschland rangiert mit seinen Konsumentenpreisen im Mittelfeld; das deutsche Preisniveau liegt nur leicht oberhalb des EU-Durchschnitts.
Wie sich zeigt, weichen die Preise für Verbraucher-Dienstleistungen (darunter Transport-, Kommunikations-, Gesundheitsdienstleistungen) in Europa deutlich stärker voneinander ab als die Preise für industriell gefertigte Konsumgüter (Kleidung, Möbel, Hausgeräte, Heimelektronik). Denn in ihnen kommen die großen Lohnkostenunterschiede zwischen den beteiligten Staaten deutlicher zum Vorschein.
Auch die Preise für Nahrungsmittel (einschließlich nichtalkoholischer Getränke) sind breit gestreut. Allgemein gilt auch hier, dass die nordeuropäischen Staaten ein überdurchschnittlich hohes Preisniveau aufweisen, während die südost- und osteuropäischen Staaten relativ preisgünstig sind. Für einen Nahrungsmittelkorb, der in Deutschland 100 Euro kostet, muss man in der Schweiz und in Norwegen mehr als das Anderthalbfache ausgeben. Deutlich teurer lebt es sich auch in Dänemark und Österreich. Demgegenüber kaufen die Verbraucher in Rumänien oder Polen um ein Drittel günstiger ein.
Ausgabe: | 08/2020 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |