Messengerdienst Telegram

Messengerdienst Telegram

Infografik Nr. 686459

Neben WhatsApp, WeChat oder dem Facebook Messenger hat sich der Messengerdienst Telegram seit 2013 weltweit etabliert. Hierzulande ist er u.a. als Plattform für Verschwörungstheorien und Hassbotschaften in die Kritik geraten, anderswo wird er als Hort der Meinungsfreiheit für Dissidenten und Minderheiten geschätzt. Was sind die Gründe dafür? Mehr dazu lesen Sie hier!

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Messengerdienste zur Übermittlung von Nachrichten liegen im Trend. Per Smartphone, Tablet oder Desktop- Computer lassen sich mit ihnen Text- und Sprachnachrichten, Fotos, Videos und sonstige Inhalte an einzelne Adressaten oder auch ganze Empfängergruppen versenden. Die weltweit wichtigsten Anbieter solcher Dienste sind Whatsapp, WeChat und Facebook Messenger. Weit verbreitet ist aber auch Telegram, ein kostenloser, cloudbasierter Messengerdienst, mit seinen monatlich etwa 700 Mio aktiven Nutzern (2023).
Telegram ist bekannt für seine hohe Geschwindigkeit. Der Dienst bietet die Möglichkeit, Gruppen mit bis zu 200 000 Teilnehmern zu bilden, Kanäle zu bestimmten Themen einzurichten und Dateien bis zu einer Größe von 2 GB zu teilen. Die in ihm geposteten Nachrichten lassen sich individuell und automatisiert löschen. Darüber hinaus ist der Dienst durch Bots erweiterbar, mit denen man u.a. Newsletter automatisieren, Übersetzungen durchführen und Dateien konvertieren kann. Unter dem Aspekt der Datenschutzes und der Datensicherheit bleiben aber Fragen offen: So ist für die erstmalige Registrierung eine Telefonnummer anzugeben, die App speichert die IP-Adresse und greift auf Metadaten und das Telefonbuch zu, die in der Cloud gespeicherten Daten sind für Dritte relativ leicht zugänglich und private Chats werden zur Unterbindung von Spam durchleuchtet. Bei normalen Chats erfolgt keine automatische Ende-zu-Ende- Verschlüsselung. Hinzu kommt mangelnde Transparenz, was z.B. den Standort der Server angeht.
Telegram profitiert von dem Image, die von den Nutzern ausgetauschten Inhalte kaum zu kontrollieren und zu zensieren und eine Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen zu meiden. Der Messengerdienst hat sich dadurch jedoch einen zwiespältigen Ruf erworben: So bietet er in autokratisch regierten Ländern einen Raum der Meinungsfreiheit, in dem Nachrichten und Diskussionsbeiträge zwischen oppositionell Gesinnten ausgetauscht werden können. Auf der anderen Seite hat er sich als Bühne zur Verbreitung von extremistischen Botschaften, Lügen und Verschwörungstheorien, Hass und Desinformation erwiesen. Verbotene Inhalte werden vom Anbieter auch nach wiederholten Meldungen nicht oder nicht schnell genug gelöscht. In Deutschland verstärken die Behörden den Druck auf Telegram: Weil ein Beschwerdekanal für die Meldung gesetzeswidriger Inhalte fehlte, verhängte das Bundesamt für Justiz 2022 ein millionenschweres Bußgeld gegen die Betreiber. Das geplante Gesetz gegen digitale Gewalt will auch Messengerdienste verpflichten, stärker gegen rechtsverletzende Inhalte vorzugehen und gegebenenfalls die Identität der dafür verantwortlichen Nutzer offenzulegen.

Ausgabe: 06/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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