Islamistische Terrorgruppen
Infografik Nr. 621192
Der Aufstieg des militanten Islamismus begann in den 1970er Jahren, nachdem die Niederlage der arabischen Armeen im Sechs-Tage-Krieg (1967) das Ende der panarabischen Bewegung besiegelt hatte. Die ideologische Basis war schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt worden. Als wichtigster Vordenker gilt der ägyptische Muslimbruder Sayyid Qutb (1966 hingerichtet). Qutb knüpfte an die Strömung des Salafismus an, der die islamische Urgemeinde um den Propheten Mohammed zum Modell moderner islamischer Gesellschaften erklärt. Qutbs interpretierte den Salafismus kriegerisch: Die Hauptfeinde sind Machthaber in der muslimischen Welt, die nicht nach dem islamischen Recht (Scharia) regieren, und der Westen, der versuche, den Islam zu vernichten – mit den Mitteln des Kolonialismus, einer Strategie des „Teilens und Herrschens“ und nicht zuletzt über die Verbreitung seiner liberalen und säkularen Kultur.
Seit den 1980er Jahren verbreitete sich der militante Islamismus weltweit. Auftrieb erhielt er durch die sowjetische Invasion Afghanistans, den Golfkrieg von 1990/91, die Kriege Russlands in Tschetschenien und die der USA in Afghanistan und dem Irak. Islamistische Terrorgruppen gedeihen vor allem dort, wo bewaffnete Konflikte stattfinden und das staatliche Gewaltmonopol fragil oder zerstört ist. So entstand der „Islamische Staat“ (IS) aus den Kriegen im Irak und Syrien. Inzwischen hat er weltweit Ableger gebildet, was oft nur bedeutet, dass sich regional oder national aktive Gruppen das globale „Label“ des IS gegeben haben. Dieses Muster gilt auch für die Al-Qaida, die von arabischen Kämpfern im afghanischen Bürgerkrieg gegründet wurde und heute im Maghreb, in Syrien und im Jemen vertreten ist. Andere Gruppen sind eher auf einzelne Länder konzentriert, und auch dort sind es gewaltsame Konflikte, die sie nähren. In Nigeria entwickelte sich Boko Haram aus Spannungen zwischen Muslimen und Christen, und in Somalia wie Libyen gingen Al-Shabaab bzw. Ansar al-Scharia aus Bürgerkriegen hervor. Im Libanon gründete sich mit iranischer Hilfe auch die Hisbollah infolge eines Bürgerkriegs. Heute ist sie eine politische Partei, ebenso wie die im Gazastreifen regierende Hamas, die aus einer palästinensischen Massenrevolte („Intifada“) gegen Israel entstand. In Afghanistan wurden die Taliban während des dortigen Bürgerkriegs von Pakistan und Saudi-Arabien aufgebaut. Nach dem Abzug der NATO übernahmen sie im August 2021 die Macht in Afghanistan. In Pakistan nährt der Konflikt mit Indien kaschmirische Terrorgruppen, die den Anschluss Kaschmirs an Pakistan anstreben. In Südostasien bilden die schwer zu kontrollierenden Sulu-Inseln ein Rückzugsgebiet für regionale Terror-Organisationen, ebenso die südliche Philippinen-Insel Mindanao. Zu den aktivsten Gruppen in der Region zählen die Jeemah Islamiya und Abu Sayyaf.
Ausgabe: | 11/2021 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |