Die nukleare Teilhabe
Infografik Nr. 621112
Während des Kalten Krieges war die nukleare Abschreckung ein Kernelement der NATO-Verteidigungspolitik gegenüber dem Warschauer Pakt. Durch die "nukleare Teilhabe" wurden Staaten ohne Atomwaffen in die Planung und den Einsatz von Atomwaffen zur Abschreckung einbezogen. Was ist aus diesem Konzept geworden? Und welche Staaten sind daran beteiligt?
Die nukleare Teilhabe ist ein wichtiger Bestandteil der nuklearen Abschreckung der NATO sowie der erweiterten Abschreckung der Vereinigen Staaten. Durch dieses Konzept werden Staaten ohne eigene Atomwaffen in die Planung und den Einsatz von Atomwaffen zur Abschreckung einbezogen. Im Rahmen der nuklearen Teilhabe haben die USA zwischen 100 und 150 taktische Atomwaffen in fünf europäischen NATO-Staaten stationiert: in Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und der Türkei. In Deutschland lagern 10 bis 20 Atomwaffen auf dem Stützpunkt Büchel in Rheinland-Pfalz.
Sowohl im Frieden als auch im Konfliktfall unterstehen die Waffen der US-Regierung. Über ihren Einsatz kann nur der amerikanische Präsident entscheiden, das jeweilige Stationierungsland müsste dem Einsatz allerdings zustimmen. Die fünf beteiligten NATO-Staaten stellen dabei Flugzeuge als Trägersysteme und ausgebildetes Personal zur Verfügung, die im Ernstfall die Atomwaffen zum Ziel bringen würden. Sieben weitere Staaten (Dänemark, Griechenland, Norwegen, Polen, Rumänien, Tschechien und Ungarn) unterstützen die nukleare Teilhabe mit konventionellen Streitkräften.
Das Konzept der nuklearen Teilhabe entstand während des Kalten Krieges, als die nukleare Abschreckung das zentrale Element der Verteidigungspolitik der NATO gegenüber dem Warschauer Pakt war. Die Einbindung der europäischen Partner in die erweiterte nukleare Abschreckung der USA sollte zum einen etwaige Zweifel der Verbündeten an der Zuverlässigkeit der Sicherheitsversprechen der USA ausräumen. Zum anderen die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Abschreckung in Europa gegenüber der Sowjetunion stärken. Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde ein Großteil der in Europa stationierten US-Atomwaffen abgezogen. Ihre Zahl verringerte sich seit dem Höchststand von 7 300 im Jahr 1971 bis heute um 98 %. Die verbliebenen US-Atomwaffen sind als greifbares Zeichen des amerikanischen Sicherheitsversprechens vor allem von politischer Bedeutung.
Zum Austausch über Fragen der Nuklearpolitik der NATO wurde die Nukleare Planungsgruppe geschaffen, in der alle NATO-Staaten mit Ausnahme Frankreichs vertreten sind. Die Planungsgruppe dient als Plattform, um den Nicht-Nuklearwaffenstaaten innerhalb der Allianz die Möglichkeit zu geben, die Nuklearpolitik der NATO zu beeinflussen und mitzugestalten. Die letztliche Entscheidung über den Einsatz von Atomwaffen in der Allianz verbleibt aber jeweils bei den Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs.
Ausgabe: | 06/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |