Inflation 1920-1923

Inflation 1920-1923

Infografik Nr. 051950

Zweimal im Lauf des letzten Jahrhunderts haben die Deutschen ihre Ersparnisse verloren. Entsprechend empfindlich reagieren sie, wenn die Inflation den Wert ihres Geld bedroht. Vor allem die Hyperinflation von 1923 hat tiefe Spuren im kollektiven Bewusstsein hinterlassen. Die steile Preiskurve der Lebenshaltung gibt einen Eindruck von der Katastrophe, der die Menschen ausgesetzt waren.

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Die zweimalige Geldentwertung als Folge der beiden Weltkriege hat im kollektiven Bewusstsein der Deutschen bis heute erkennbare Spuren hinterlassen. Für die Zeitgenossen war die Erfahrung mit der Inflation der Jahre 1920-1923 besonders verstörend, da ihnen die Propaganda im ersten Weltkrieg ja die Gewissheit des Sieges vorgegaukelt hatte, dessen Kosten die geschlagenen Gegner zu tragen hätten. Dabei hatte die Inflation schon nach der Kriegserklärung 1914 eingesetzt, da sich der Staat zur Finanzierung der immensen Kriegskosten und seiner sonstigen Aufgaben zunehmend der Notenpresse bediente. Bereits ab Kriegsbeginn war die Golddeckung der Währung aufgehoben. Die Ausgabe von kurzfristigen Schuldtiteln und Kriegsanleihen ließ zudem die Menge an Buchgeld anschwellen, so dass sich das Geldvolumen insgesamt stark vermehrte, während die Leistung der Volkswirtschaft schrumpfte. Der Binnenwert der Mark ging bis 1918 schon um die Hälfte des Vorkriegsstands zurück.

Nach Kriegsende setzte sich die Inflation zunächst ungehemmt fort. Eine entschiedene Deflationspolitik, die einen offenen Staatsbankrott vorausgesetzt und den Staat zu strikter Ausgabendisziplin gezwungen hätte, war in der unmittelbaren Nachkriegsphase politisch nicht umsetzbar. Die Verteilung von Geld, wenn es auch durch keine reale Substanz unterlegt war, erleichterte den Übergang. Es ermöglichte einen erstaunlichen Konjunkturaufschwung, die Aufnahme der Kriegsheimkehrer, die Anhebung der Löhne, die Zahlung von Reparationen an die Siegermächte und die Tilgung öffentlicher und privater Schulden. Dies alles mit breiter Zustimmung oder doch Duldung durch die politischen und gesellschaftlichen Kräfte.

Bis Mitte 1921 hielt sich der Anstieg der Lebenshaltungskosten noch in überschaubarem Rahmen. Nach außen verlor die Mark aber schon deutlich stärker an Wert, wie sich am Verlauf des Wechselkurses gegenüber dem US-Dollar zeigte. Als sich ausländische Anleger 1922 zunehmend zurückzogen, beschleunigte sich der Verfall der Mark. Die Inflation steigerte sich zur Hyperinflation. Die Mark verlor ihre Funktion als Tausch- und Zahlungsmittel. Aber erst im Herbst 1923 wurde mit der Einführung der Rentenmark ein ernsthafter Versuch zur Beendigung der Währungskrise unternommen. 1 Rentenmark ersetzte wertmäßig 1 Billion Papiermark. Entscheidend für die Überwindung der Inflation war schließlich der Stopp der unbegrenzten Finanzierung des Reichs durch die Reichsbank. Verlierer der Inflation waren die Besitzer von Geldvermögen, das seinen Wert völlig verlor. Gewinner waren u.a. die öffentlichen und privaten Schuldner und die Unternehmen, denen es gelang, Kredite in bleibende Sachwerte zu investieren.

Ausgabe: 09/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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