Die Auswanderer
Infografik Nr. 035220
Die Zuwanderung nach Deutschland beherrscht die öffentliche Debatte. Dabei gerät ganz aus dem Blick, dass es Jahr für Jahr auch viel Deutsche für längere Zeit oder für immer ins Ausland zieht. Wie viele Auswanderer gibt es und was sind ihre bevorzugten Zielgebiete?
Die Bevölkerungsentwicklung Deutschlands seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist stark durch Wanderungsprozesse geprägt: Flucht und Vertreibung als Folgen des Zweiten Weltkriegs, die Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik, die Zuwanderung von Arbeitskräften und die Immigration von Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Krieg und Armut. Nach den Ergebnissen des Mikrozensus lebten in Deutschland 2023 bereits 16,2 Millionen Eingewanderte. Darüber gerät leicht in Vergessenheit, dass im Lauf der Jahre auch der Bundesrepublik viele Bürger vorübergehend oder auf Dauer den Rücken kehrten.
Drei Phasen der Auswanderung lassen sich unterscheiden: ● Im ersten Nachkriegsjahrzehnt verließen viele Menschen – häufig Vertriebene und Flüchtlinge, die noch nicht wieder sesshaft geworden waren – das kriegszerstörte Land, um ihr Glück im Ausland zu versuchen. ● Mit der Besserung der wirtschaftlichen Lage ging die Zahl der deutschen Auswanderer zurück und lag in den 1970er und 1980er Jahren bei rund 50-60 000 im Jahr. ● Nach der deutschen Einigung verstärkte sich der Zug ins Ausland wieder, nun von der größeren Bevölkerung ganz Deutschlands ausgehend. In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit (Anfang der 1990er, Mitte der 2000er Jahr) nahm die Zahl der Ausreisewilligen deutlich zu. Die absoluten Zahlen der Auswanderungsstatistik haben bis 2015 zwar nur begrenzte Aussagekraft, da Personen, die mit unbekanntem Ziel oder ohne Angabe ausreisen, erst seit 2016 als Auswanderer erfasst werden. Doch lassen sich die Trends des Auswanderungsgeschehens auch an ihnen ablesen.
Zwischen 2016 und 2023 zogen jährlich etwa 250 000 bis 270 000 deutsche Staatsbürger ins Ausland. Nur im Corona-Jahr 2020 fiel die Zahl der Fortzüge mit 220 000 deutlich niedriger aus. Zusammen ließen in diesen acht Jahren rund 1,8 Millionen Deutsche die Bundesrepublik hinter sich. Die Motive für den Fortzug sind vor allem wirtschaftlich-beruflicher Art, wie aus Studien des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hervorgeht. Auch Ausbildung und Studium spielen eine wichtige Rolle. Die Jahrgänge zwischen 25 und 50 Jahren sind unter den Auswanderern deshalb überproportional vertreten. 2023 entfielen auf sie fast 62 % der insgesamt 265 000 Auswanderer. Kinder unter 10 Jahren machten weitere 10 % aus. Das zeigt, dass nicht nur Einzelpersonen ausreisen, sondern in größerem Maßstab auch ganze Familien ins Ausland abwandern. Als Zielländer stehen die europäischen Staaten im Vordergrund, darunter vor allem die Schweiz, Österreich, Spanien und Frankreich. Daneben sind die USA als klassisches Auswanderungsland besonders gefragt. 148
Ausgabe: | 11/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |