Wo die jungen Frauen fehlen
Infografik Nr. 042081
Nimmt man die gesamte Bevölkerung Deutschlands, sind Frauen in der Überzahl: Ende 2021 standen bundesweit 1027 Frauen jeweils 1000 Männern gegenüber. Diese Verteilung erklärt sich aus der längeren Lebenserwartung der Frauen; bei der Geburt und in den ersten Lebensjahrzehnten überwiegt noch die männliche Bevölkerung. Die Geschlechterverhältnisse in den Bundesländern wichen nur leicht vom Bundesdurchschnitt ab und bewegten sich zwischen 1013:1000 in Baden-Württemberg und 1042:1000 in Thüringen und Schleswig-Holstein.
Größere regionale Unterschiede in der Geschlechterverteilung zeigen sich jedoch, wenn einzelne Altersgruppen in den Blick genommen werden. Dies gilt besonders für die Jungerwachsenen im Alter zwischen 21 und 24 Jahren. In diesem Alterssegment kamen Ende 2021 deutschlandweit 910 Frauen auf 1000 Männer, aber die Spannweite reichte in den Bundesländern von 860:1000 in Sachsen-Anhalt bis zu einem leichten Frauenüberschuss (1006:1000) in Berlin. Neben Sachsen-Anhalt hatten auch Brandenburg und Thüringen weit unterdurchschnittliche Frauenanteile. Auf der Ebene der Landkreise zeigt sich noch deutlicher, dass vor allem ländliche Regionen in Ostdeutschland ein auffälliges Defizit an jungen Frauen und einen entsprechenden Männerüberhang aufweisen.
Die Erklärung für dieses Phänomen liegt in der größeren Mobilität der jungen Frauen, die auf der Suche nach besseren Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen ihre Heimatorte verlassen und in die großen Städte bzw. nach Westdeutschland abwandern (und mangels attraktiver Arbeitsplätze auch meist nicht wieder zurückkehren). Bei jungen Männern spielt dieses Wanderungsmuster eine geringere Rolle. Sie bleiben deshalb häufiger in ihrer angestammten Umgebung zurück, wo es für sie aber schwierig werden kann, eine Partnerin zu finden und eine Familie zu gründen.
Ein ausgeprägter Frauenmangel hat negative Auswirkungen auf das soziale Klima in einer Region: In einem Milieu mit starkem Männerüberhang verändern sich Werte, Normen und Leitbilder, wie das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Halle feststellte. Das Sozialverhalten und die politischen Einstellungen können sich radikalisieren, bis hin zur Entstehung extremistischer Gruppierungen. Um derartigen Entwicklungen zu begegnen, schlug das Institut der deutschen Wirtschaft unter anderem vor, in Gebieten mit hohem Männerüberschuss mehr Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in typischen Frauenberufen zu schaffen und attraktive Freizeitangebote für junge Frauen anzubieten.
Ausgabe: | 11/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |