Bezieher von Niedriglohn
Infografik Nr. 737135
Der Arbeitslohn entscheidet über den Lebensstandard der großen Bevölkerungsmehrheit; er ist ein wichtiger Faktor der Lebenszufriedenheit. Die Höhe des (Stunden-)Lohns kann aber stark differieren – je nach Qualifikation und Berufstätigkeit der Beschäftigten, nach Wirtschaftszweig, Region und Arbeitsmarktsituation, Betriebsgröße und Art des Arbeitsvertrages, nach Alter und Geschlecht. Alle vier Jahre bringt die europaweit durchgeführte Verdienststrukturerhebung Licht in die Lohnverhältnisse der beteiligten Länder.
Von gesellschaftspolitischer Bedeutung ist dabei nicht nur die absolute Höhe der Löhne, sondern auch deren Streuung um einen Mittelwert bzw. die Spreizung zwischen den niedrigsten und den höchsten Lohnsegmenten. Besonderes Augenmerk gilt dem sogenannten Niedriglohnsektor. Als Niedriglohn wird für statistische Zwecke ein Lohn bezeichnet, der zwei Drittel des mittleren Bruttostundenlohns oder weniger beträgt. Der mittlere Lohn (Median) teilt die Gesamtheit der Lohnbezieher in zwei Hälften, von denen die eine weniger, die andere mehr verdient als diesen mittleren Betrag.
In der EU lag der mittlere Bruttostundenlohn 2018 in Dänemark mit umgerechnet 27,20 € am höchsten. In Deutschland verdiente der mittlere Arbeitnehmer 17,20 € in der Stunde, in Frankreich 15,30 € und in Italien 12,60 €. Demgegenüber waren es in Kroatien und Portugal 5,40 €, in Polen 5,00 €, in Rumänien 3,70 € und in Bulgarien sogar nur 2,40 €. Niedriglohnbezieher brachten höchstens zwei Drittel dieser mittleren Beträge nach Hause, in Deutschland also 11,50 € oder weniger.
Im Vergleich der EU-Länder zeigt sich, dass das Lohnspektrum in den nordischen Staaten vom mittleren Lohn nicht allzu weit nach oben und unten abweicht. Entsprechend gering ist demzufolge auch der Anteil der Arbeitnehmer, die sich mit einem Niedriglohn begnügen müssen. So bezogen in Schweden 2018 nur 3,6 % der Beschäftigten einen Niedriglohn. Auf der anderen Seite sind die Lohndifferenzen in einigen osteuropäischen Ländern, aber auch in Deutschland besonders ausgeprägt. So ist in den drei baltischen Staaten, in Polen, Bulgarien und Rumänien mehr als jeder fünfte Arbeitnehmer ein Niedriglohnbezieher – immer gemessen am mittleren Lohn des jeweiligen Landes. In Deutschland liegt der Anteil der Niedriglohnempfänger bei 20,7 %. EU-weit muss sich mehr als ein Siebtel der Beschäftigten (15,3 %) mit dem nationalen Niedriglohn begnügen. Besonders groß ist die Wahrscheinlichkeit, einen Niedriglohn zu beziehen, für Frauen (18,2 %) und jüngere Arbeitnehmer (26,3 %), für gering Qualifizierte (27,1 %) und befristet Angestellte (28,1 %).
Ausgabe: | 06/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |