Die europäischen Leitzinsen

Die europäischen Leitzinsen

Infografik Nr. 715578

Ab 2016 verfolgte die Europäische Zentralbank für viele Jahre eine "Nullzinspolitik". Erst im Juni 2022 reagierte sie auf die scharf anziehende Inflation im Euroraum. Seit Juli 2022 hob sie dann zehnmal in Folge die Leitzinsen an. Verfolgen Sie das Auf und Ab der Leitzinsen seit Einführung des Euro im ZAHLENBILD!

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Die Preisstabilität im Euro-Währungsraum zu wahren ist die vorrangige Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) und der mit ihr im Eurosystem verbundenen nationalen Zentralbanken. Normalerweise versucht die EZB, die Geldversorgung der Wirtschaft mit Hilfe ihrer geldpolitischen Instrumente so zu steuern, dass inflationären Tendenzen schon frühzeitig begegnet wird. Dahinter steht die Erfahrung, dass eine Politik des knappen Geldes am ehesten geeignet ist, die Stabilität einer Währung zu erhalten oder mittelfristig wieder herzustellen.
Ein wichtiger Teil der Geldpolitik wird im Zusammenspiel mit den Banken umgesetzt, die sich zur Deckung ihres Liquiditätsbedarfs bei der Zentralbank „refinanzieren“. Im Mittelpunkt stehen dabei die sogenannten Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Sie geben den Banken einmal wöchentlich Gelegenheit, sich – gegen Übertragung oder Hinterlegung ausreichender Sicherheiten – Zentralbankgeld zu beschaffen. Die Zentralbank steuert diese meist auf eine Woche befristeten Transaktionen gemäß den geldpolitischen Erfordernissen. Sie legt den Betrag fest, den sie dem Markt zur Verfügung stellen will und bestimmt den Zinssatz, den die Banken dafür zu bezahlen haben und der als Leitzins auf den gesamten Geldmarkt ausstrahlt. Daneben bietet sie in monatlichem Rhythmus ein Refinanzierungsgeschäft mit dreimonatiger Befristung an, das vor allem der längerfristigen Geldversorgung kleiner Banken dient. Die Banken haben darüber hinaus die ständige Möglichkeit, kurzfristige Liquiditätslücken mit Hilfe der für einen Tag gewährten und höher verzinslichen Spitzenrefinanzierungsfazilität zu überbrücken. Und andererseits können sie Liquiditätsüberschüsse über Nacht bei der Zentralbank „parken“ (Einlagefazilität).
Mit der Finanz- und Schuldenkrise ab 2008 rückte für die EZB die Sorge vor einem Zusammenbruch der Kreditmärkte und einem Abgleiten in die Deflation in den Vordergrund. Um der Gefahr einer Deflation zu begegnen, entschloss sich die EZB 2008/09, die Leitzinsen dramatisch zu senken. Unter dem Stichwort der „quantitativen Lockerung“ kaufte sie von März 2015 bis Ende 2018 in großem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen auf und pumpte so zusätzliches Geld in die Märkte. Angesichts anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit setzte sie die Anleihekäufe ab November 2019 fort und hielt so lange auch an ihrer Nullzinspolitik fest (der zentrale Leitzins lag ab März 2016 bei 0%). Erst im Juni 2022 reagierte sie auf die stark anziehende Inflation mit einem Stopp der Anleihekäufe. Ab Juli 2022 hob sie dann die Leitzinsen an. Trotz wachsender Konjunktursorgen beschloss sie zum 20.9.2023 bereits den zehnten Leitzins-Anstieg in Folge.

Ausgabe: 10/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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