Sozialer Schutz in der EU
Infografik Nr. 725420
Zwischen den sozialen Sicherungssystemen in der EU bestehen zum Teil große Unterschiede. Anhand der Gesamtausgaben lässt sich aber zeigen, welchen Stellenwert der soziale Schutz in jedem Land hat – im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung und in kaufkraftbereinigten Euro-Beträgen.
Das soziale Europa hat viele Gesichter. So unterschiedlich wie die gesellschaftlichen Verhältnisse und historischen Traditionen, aus denen sie hervorgingen, sind auch die sozialen Sicherungssysteme der europäischen Länder selbst. Zwar bieten sie – darin weitgehend übereinstimmend – Schutz und Unterstützung bei Krankheit, Mutterschaft, Invalidität, bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, bei Arbeitslosigkeit und im Alter, und überall werden auch besondere Familienleistungen gewährt. Aber im Hinblick auf die Organisation und die Finanzierung der sozialen Systeme überwiegen noch immer die nationalen Besonderheiten. Im Rahmen der EU gibt es jedoch das Bestreben, die Sozialschutzsysteme der Mitgliedstaaten anhand gemeinsamer politischer Zielvorgaben zu modernisieren und auf freiwilliger Basis besser zu koordinieren.
Da die Sozialleistungen der EU-Mitgliedstaaten in der europäischen Statistik nach einheitlichen Gesichtspunkten verbucht werden, ist es möglich, den Umfang und die Aufteilung des Sozialaufwands über die Ländergrenzen hinweg zu vergleichen. Als Maßstab dient dabei unter anderem die Sozialleistungsquote. Sie gibt an, wie hoch die Sozialausgaben im Verhältnis zur wirtschaftlichen Gesamtleistung der einzelnen Volkswirtschaften sind. Nach vorläufigen Zahlen des europäischen Statistikamts bewegte sich diese Quote 2021 zwischen 35,8 % des BIP in Frankreich und 13,6 % des BIP in Irland. Im Durchschnitt der EU-27 lag sie bei 29,9 %. Sie war damit schon wieder deutlich niedriger als im ersten Corona-Jahr 2020 (31,6 %), übertraf aber immer noch das Niveau der Jahre 2008-2020, in denen sie meist zwischen 28 und 29 % schwankte. Über dem EU-Durchschnitt lag die Sozialleistungsquote 2021 außer in Frankreich auch in Österreich, Deutschland, Italien, Finnland, den Niederlanden, Dänemark und Belgien.
Betrachtet man die Sozialausgaben pro Kopf der Bevölkerung, bestehen ebenfalls große Abstände von Land zu Land. (Um Unterschiede im Preisniveau auszuschalten, werden die Pro-Kopf-Beträge in sogenannten Kaufkraftstandards angegeben.) Vom Sonderfall Luxemburg abgesehen, nahm Deutschland 2021 mit 12 760 KKS je Einwohner einen Spitzenplatz ein, während Bulgarien mit 3 770 KKS den letzten Rang belegte. Im Durchschnitt der EU-27 standen 9 805 KKS je Einwohner für den sozialen Schutz zur Verfügung. Die Abstände zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten sind zum Teil auf das unterschiedliche Wohlstandsniveau zurückzuführen, zum Teil aber auch Ausdruck der Systemunterschiede in der sozialen Sicherung und der spezifischen sozialpolitischen Problemlage (z.B. hoher Arbeitslosigkeit, hoher coronabedingter Krankheitskosten).
Ausgabe: | 12/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |