Binnenflüchtlinge

Binnenflüchtlinge

Infografik Nr. 603228

Millionen Menschen fliehen vor Verfolgung und Krieg und suchen Schutz in anderen Ländern. Darüber geraten oft jene in Vergessenheit, die innerhalb ihres Landes in die Flucht getrieben werden. Ende 2023 erreichte die Zahl dieser Binnenflüchtlinge ihren bisher höchsten Stand. Welche Länder und Kontinente sind am stärksten betroffen?

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Nach der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 gilt als Flüchtling, wer sich „aus begründeter Furcht vor Verfolgung … außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt“. Nach dieser Definition befanden sich seit der Jahrtausendwende zwischen 9 Mio (Ende 2005) und nahezu 32 Mio Menschen (Ende 2023) auf der Flucht. Sie hatten Anspruch auf Schutz durch das jeweilige Aufnahmeland und auf Hilfe durch die UN-Flüchtlingsorganisation (UNHCR). Die Lage der sogenannten Binnenflüchtlinge – Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes durch Kriege, Bürgerkriege, bewaffnete Unruhen, ethnische oder religiöse Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen in die Flucht getrieben werden – fand daneben erst allmählich größere Beachtung. Inzwischen wendet sich UNHCR mit seiner Hilfe verstärkt auch diesen Menschen zu.

Allein die Zahl der Binnenflüchtlinge zu ermitteln, wirft schon große Probleme auf. Seit 1998 hat sich das beim norwegischen Flüchtlingsrat angesiedelte Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) zur Aufgabe gemacht, die Binnenfluchtbewegungen weltweit zu erfassen und zu analysieren. Oft kann es nur auf bruchstückhafte Informationen zurückgreifen, weil etwa die offiziellen Daten nur bestimmte Flüchtlingsgruppen einbeziehen oder sich nicht ermitteln lässt, wie viele Menschen außerhalb organisierter Lager Zuflucht gesucht haben. Oder die Angaben sind bereits überholt und lassen nicht erkennen, ob und für wie viele Vertriebene inzwischen eine Lösung gefunden wurde.

Laut IDMC schwankte die Zahl der Binnenflüchtlinge von 1990 bis 2010 – vom Fall des eisernen Vorhangs bis zum Arabischen Frühling – zwischen 17 und 26 Millionen. Seit 2012 stieg sie aber fast ununterbrochen an und erreichte Ende 2023 mit 68,3 Millionen ihren bisherigen Höchststand. Zu dieser Entwicklung trugen die zahlreichen Konflikte bei, die nach dem Arabischen Frühling aufgeflammt waren, allen voran der Bürgerkrieg in Syrien. Weitere Schwerpunkte lagen im Jemen und in Afghanistan, in Kolumbien und der von Russland angegriffenen Ukraine. Die umfangreichste Fluchtbewegung löste zuletzt der blutige Machtkampf im Sudan aus. Im Gazastreifen waren große Teile der Bevölkerung auf der Flucht vor den israelischen Truppen, die dort nach dem Massaker vom Oktober 2023 gegen die Hamas vorgingen. Die durch Katastrophen wie Erdbeben oder Überschwemmungen ausgelösten Flüchtlingsstrome sind in den genannten Zahlen noch nicht enthalten. Ende 2023 lebten 7,7 Millionen Menschen nach einer solchen Katastrophe noch außerhalb ihres ursprünglichen Siedlungsgebiets.

Ausgabe: 08/2024
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder