Geburtenentwicklung in Deutschland

Geburtenentwicklung in Deutschland

Infografik Nr. 021301

Während der Corona-Pandemie kamen in Deutschland 2021 wieder mehr Kinder zur Welt. Die Zahl der Geburten war so hoch wie seit 25 Jahren nicht mehr. Ist das schon der Auftakt zu einem neuen Geburtentrend? Wie ordnet sich das kleine Geburtenhoch in die langfristige Entwicklung deit 1950 ein?

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Die Geburtenentwicklung in Deutschland seit 1945 zeigt einen stark schwankenden Verlauf. In ihr spiegeln sich einerseits die Verwerfungen im Altersaufbau der Bevölkerung, die überwiegend auf die Menschenverluste der beiden Weltkriege zurückzuführen sind und so noch Generationen später nachwirken. Und sie ist andererseits geprägt durch die Veränderung des generativen Verhaltens, also der Summe ganz persönlicher Entscheidungen darüber, wie viele Kinder eine Frau, und wann, zur Welt bringt.

Eine erste starke Zunahme der Geburten war um das Jahr 1950 zu verzeichnen, als viele Paare die im Krieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufgeschobene Familiengründung nachholten. Ein weiteres Geburtenhoch folgte im familienbetonten gesellschaftlichen Umfeld der frühen 1960er Jahre. Auf seinem Höhepunkt (1964) kamen in West- und Ostdeutschland zusammen 1,36 Millionen Kinder zur Welt. Danach fiel die Geburtenhäufigkeit aber innerhalb eines Jahrzehnts so steil ab, dass 1975 nur noch 782 000 Neugeborene registriert wurden. Eine der Ursachen für diesen Geburtenrückgang, der ähnlich auch in anderen Staaten Europas zu beobachten war, lag in der zunehmenden Bildungsbeteiligung und Erwerbstätigkeit der Frauen; hinzu kam die Verbreitung der „Pille“, die eine bewusste Familienplanung erleichterte, und – in der DDR – die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs (1972).

Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich das Geburtengeschehen in den beiden deutschen Staaten auseinander. Im damaligen Bundesgebiet blieb die Geburtenzahl weiterhin niedrig und stieg erst gegen Ende der 1980er Jahre wieder, als die starken Frauenjahrgänge der sechziger Jahre in das Alter vorrückten, in dem sie selber Kinder bekamen. Die DDR reagierte dagegen mit Maßnahmen zur Familien- und Geburtenförderung auf die rückläufige Geburtenentwicklung und erreichte so eine Trendumkehr. Nach der deutschen Einigung (1990) gingen die Geburten in Ostdeutschland aber fast schlagartig zurück – Ausdruck der sozialen Verunsicherung wie der Möglichkeit, neue Lebensentwürfe zu erproben, aber auch Folge der Abwanderung junger Leute in Richtung Westen. Inzwischen weichen die Geburtenverhältnisse in Ost- und Westdeutschland nur noch wenig voneinander ab.

2011 erreichte die Zahl der Neugeborenen mit 663000 ihren bislang niedrigsten Stand. Danach stieg sie wieder an. Nach einem leichten Rückgang im Corona-Jahr 2020 kamen 2021 mehr als 795 000 Kinder zur Welt. Die zusammmengefasste Geburtenziffer – sie zeigt an, wie viele Kinder eine Frau unter den aktuellen Gegebenheiten im Lauf ihres Lebens zur Welt bringen würde – kletterte 2021 auf knapp 1,6.

Ausgabe: 10/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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