Aussiedler/Spätaussiedler

Aussiedler/Spätaussiedler

Infografik Nr. 040522

In den Jahren seit 1950 wurden mehr als 4,5 Millionen Menschen aus den ehemals deutschen Ostgebieten und den Staaten Osteuropas in der Bundesrepublik aufgenommen. Auch heute ist der Zuzug von sogenannten Spätaussiedlern noch nicht völlig versiegt. Woher kamen diese Menschen und wann erreichte die Zuwanderung ihren Höhepunkt?

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Für die Leiden, die Deutschland seinen östlichen Nachbarn im Zweiten Weltkrieg zufügte, mussten Millionen Deutsche mit ihrem Leben oder dem Verlust ihrer Heimat bezahlen. Vor Ausbruch des Krieges lebten rund 18,3 Mio Deutsche im Gebiet der heutigen Staaten Ost- und Südosteuropas. Davon wohnten 9,6 Mio jenseits von Oder und Neiße im Osten des Deutschen Reiches. Außerhalb der Reichsgrenzen von 1937 lebten etwa 8,7 Mio Menschen deutscher Volkszugehörigkeit, die meisten davon in der Tschechoslowakei (3,5 Mio), in der Sowjetunion (1,4 Mio), in Polen (1,2 Mio) und Rumänien (0,8 Mio).

Im letzten Kriegsjahr setzten sich mit der zurückweichenden Ostfront mehrere Millionen Menschen nach Westen in Bewegung. Dieser Massenflucht folgte die Welle der Vertreibung von Deutschen aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie und aus den osteuropäischen Ländern, vor allem aus Polen und der Tschechoslowakei. Mit Ablauf des Jahres 1947 waren die Vertreibungsmaßnahmen im Wesentlichen abgeschlossen. Noch aber lebte im Osten Europas unter oft sehr ungünstigen, diskriminierenden Bedingungen eine große Zahl von Deutschstämmigen, denen die Bundesrepublik weiter die Tür offen hielt. Von ihnen kamen bis Mitte der 1980er Jahre noch einmal rund 1,3 Mio als Aussiedler ins Bundesgebiet.

Mit der Lockerung und späteren Freigabe der Ausreisebedingungen in den osteuropäischen Staaten verstärkte sich die Zuwanderung deutschstämmiger Aussiedler ab 1987. Ihren Höhepunkt erreichte sie 1990 mit der Ankunft von fast 400 000 Menschen. Um die Situation in den Ausreisegebieten zu beruhigen und Schwierigkeiten bei der Integration der Ankömmlinge zu vermeiden, wurde 1993 das Aufnahmeverfahren geändert und die Zahl der jährlich Aufzunehmenden begrenzt. Aussiedlungswillige mussten seit 1990 im Herkunftsland abwarten, bis über ihren Antrag in Deutschland entschieden war. Teil des Verfahrens ist ein Sprachtest, der feststellt, ob die Antragsteller über hinreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Die Anerkennung als Spätaussiedler (ab 1993) setzt den Nachweis der deutschen Volkszugehörigkeit voraus, z.B. durch eine Nationalitätenerklärung gegenüber den Behörden des Herkunftslandes oder durch Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1. Die betreffende Person muss vor 1993 geboren sein. Ehegatten und Abkömmlinge können auf ihren Antrag in den Aufnahmebescheid einbezogen werden.

Heute leben noch rund 1 Mio Angehörige der deutschen Minderheit in Osteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Sie werden von Deutschland aus durch soziale und wirtschaftliche Hilfen und bei der Pflege ihrer kulturellen Eigenart unterstützt.

Ausgabe: 03/2024
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder