Windenergie vom Meer
Infografik Nr. 370595
Seit den frühen 1990er Jahren entwickelte sich die Stromerzeugung aus Windkraft in Deutschland in raschem Tempo zu einer wirtschaftlich und umweltpolitisch bedeutenden Energiequelle. Windkraftanlagen entstanden zunächst ausschließlich an Land, zumeist in den Küstenregionen und auf windbegünstigten Flächen oder Berghöhen im Binnenland. Erst relativ spät, ab 2008, wurden Standorte vor der deutschen Küste erschlossen. 2010 ging das erste Windpark-Testfeld außerhalb der 12-Meilen-Zone (Alpha Ventus) in Betrieb.
Die Verzögerung – auch im Vergleich zu den Windpark-Projekten der skandinavischen Länder oder Großbritanniens – hatte ökologische, wirtschaftliche und technische Ursachen. Für die Errichtung von Windparks, ganzen Kolonien von Windkraftanlagen, im offenen Meer ist eine Abstimmung mit anderen Nutzungsinteressen (Seeschifffahrt, Fischerei, Rohstoffgewinnung, Militär, Betreibern von Unterwasserkabeln und Rohrleitungen) und den Belangen des Umwelt- und Naturschutzes erforderlich. Um Nutzungskonflikte zu vermeiden, wurden die Grundlagen einer marinen Raumordnung geschaffen. Ende 2009 traten Raumordnungspläne für die deutsche Ausschließliche Wirtschaftszone in der Nord- und Ostsee in Kraft, in denen auch Vorranggebiete für die Windenergiegewinnung ausgewiesen waren. Die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) grenzt seewärts an das Küstenmeer und gewährt dem Küstenstaat besondere Rechte u.a. bei der Nutzung der natürlichen Ressourcen, der Energieerzeugung und im Umweltschutz.
2014 legte die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Ziele für den Ausbau der Offshore-Windenergie bis 2020 bzw. bis 2030 fest und regelte die Vergütung des auf See erzeugten Stroms. 2017 folgte das Windenergie-auf-See-Gesetz, das mit einem Flächenentwicklungsplan die künftige Errichtung von Offshore-Windparks steuert. Im Dezember 2020 wurde dieses Gesetz novelliert und damit das Ausbauziel erhöht: die installierte Leistung der Windparks im Meer soll bis 2030 auf 20 Gigawatt und bis 2040 auf 40 Gigawatt anwachsen.
Ende 2020 waren 27 Offshore-Windparks vor der deutschen Küste am Netz, davon 24 in der Nordsee und 3 in der Ostsee. Sie umfassten 1 501 Windenergieanlagen (1 270 in der Nordsee, 241 in der Ostsee) mit einer Leistung von rund 7,7 Gigawatt. Weitere 5 Parks mit 362 Windturbinen und einer Leistung von 2,2 Gigawatt sind bereits genehmigt. 2020 speisten die Offshore-Windkraftanlagen rund 27 Milliarden Kilowattstunden Strom in das Netz ein; das entsprach 5% der gesamten Bruttostromerzeugung in Deutschland.
Ausgabe: | 05/2021 |
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Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |